Lauenburgische Heimat
[Alte Folge]

Zeitschrift des Heimatbundes Herzogtum Lauenburg e. V.
1935


Bericht über eine Reise,
die Johann Schönpahl 1636 im Auftrag der Lauenburgischen Ritterschaft
unternommen hat, um Marschall Joh. Banner (Banér)
[* 1596 bei Stockholm, † 1641 zu Halberstadt, schwedischer Feldherr im 30jähr. Kriege]
eine Beschwerdeschrift zu überbringen.

(Schluß).
 

Den 12. December seint Ihre Exzellenz nebenst vielen hohen Officieren auf GOTHA gangen (2 1/2 Meil) und Ihre Fürstl. Gnaden Herzog Franz Heinrich zu Sachsen, wie auch Herr Oberst Dewitz, ebenwoll mit Auswertige gewesen und haben Ihre Exzellenz eine viertel Meile von GOLDBACH gejaget, da ich dann dies Moor, darin die Jagd, mit durchreiten müssen und nur ein Fuchs gefangen worden und fort darauf einem Reuter beide Ohren abschneiden lassen, darum daß er einen Bauern in Ihro Exzellenz Gegenwart geschlagen. Weil sichs aber hier nechest geschicket, daß ein hoher Officier eine 1/2 Stunde von Ihro Exzellenz weggeritten, hat obgedachter Herr Oberst Dewitz Gelegenheit genommen und mein Gewerbe Herrn General Lenhart Torsen umständlich berichtet, welcher es alsofort Ihrer Exzellenz hinterbracht, und haben dieselbe in meiner Gegenwart geantwortet, daß die Beschwerungen mit den vom Adel sollten geendert werden, es hette auch Oberst Leutnant Levezow deswegen auch an Ihr geschrieben und sollte man dem Secretario die Schreiben übergeben und um Abfertigung anhalten, welches auch selbigen Tages zu GOTHA von Herrn Oberst Dewitz und mir geschehen.

Den 13. December seint Ihre Exzellenz von da aufgebrochen und auf WOLHAUSZ gezogen (2 Meil), da ich und der Herr Fendrich weil wir zu GOTHA wieder zusammenkommen, gefolget (1 1/2 Meil) und um Abfertigung angehalten, haben wir zur Antwort bekommen, er hätte Ihrer Exzellenz aus meinem übergebenem Schreiben referiret und hätten Ihre Exzellenz schon darauf befohlen, wäre aber unmöglich uns so schleunig abzufertigen.

Den 14. December sind Ihre Exzellenz mit der ganzen Armee vor ERFURT gezogen (1 1/2 Meil) und selbige Stadt plocquiret und von da nebenst derselben Gemahl aufs Nachtlager N. gezogen und ich mit Herrn Oberst Dewitz in sein Quartir (ein 1/2 meil) von Erfurt geritten.
 

1935/4 - 115


1935/4 - 116

Den 15. December bin ich mit Herrn Obrist wieder auf Ihre Exl. Quartir geritten (1 1/2 Meil), weil sie aber eben aufgebrochen, seint wir bis auf ISERODA, so dem Herzog von Weimar zuständig hiefolget (1 1/2 Meil), worselbsten wir umb Abfertigung angehalten, ist uns zur Antwort worden, Morgen als den 16. wieder Anforderung zu thun.

Den 16. Dcbr. seint mir vom Herrn Obrist Dewitz die Schreiben an die Semptl. N.Sächsische Ritterschaft und an Heinrich Wackerbarten zugestellt worden, habe mich auch wiederumb beim Herrn Secretario angemeldet und zur Antwort bekommen: Man hätte itzo genug mit der Stadt Erfurt zu schaffen, man müßte sich noch etwas gedulden.

Den 17. wiederumb umb Abfertigung erinnert, mir abermal zur Antwort worden, wann auch das ganze Land Sachsen zu Grund und Boden gehen sollte, könnte ich noch nicht abgefertigt werden, sollte auf einen andern Tag wieder anhalten.

Den 18. mich wieder vor der Cantzley sehen lassen.

Den 19. Decbr. seint Herr Obrist nebstens General Torsen und Stahlhenschen vor Erfurt gefahren, habe ich mich auch da eingestellet in Meinung, den Secretarius daselbsten anzutreffen (seint 2 Meil), welches aber nicht geschehen, bin ich wieder in Ihr Excl. Hauptquartir geritten (2 Meil). Da mir dann unterwegens gemelter Secretarius reitend begegnet, ich ihn auch abermal inständig erinnert und allerhand zu Gemüth geführet, ich aber anders keine Antwort bekommen, ich sege [sähe] ja, was mit der Stadt Erfurt fürginge, und könnte man mich sowenig als andere, ehe es mit der Stadt richtig wäre, abfertigen. Und sollte ichs ja ohne das besser verstehen, als daß ich ihn also überliefe und sollten auch alle vom Adel im ganzen Lande zu Boden gehen, so könnte ich ja so wenig als andere, so auch lange aufgewartet, abgefertigt werden, und darauf im Zorn sein Pferd zwischen die Sporen genommen und von mir gerennet.

Den 20. Abermal nebenst dem Herrn Fendrich vor der Cantzley aufgewartet, der Secretarius aber mit Ihr. Excl. vor Erfurt gewesen, haben wir uns beide dem andern Secretario, der den 19. December allererst wieder von Cassel gekommen, angemelt und gebeten, so er uns mit der Abfertigung behülflich sein könnte, solches zu tun, welches er auch versprach.

Den 21. Decbr. ist abermal der Secretarius nach Erfurt gewesen, haben wir uns bei dem kleinen Secretario abermal angegeben, welcher uns geantwortet, diese Sache könnte er nicht expediren, es hätt der andere Secret. so nach Erfurt wäre, selbige unterhanden, müßten uns bei demselben, wenn er wieder käme, anmelden.

Den 23. sein Ihr. Excl. aufgebrochen, WEIMAR allernehest vorbey und auf BUTSTÄDT gereiset (3 Meil), dahin ich gefolget.

Den 24. Decbr. ist vorgemelter Secretarius von Erfurt umb 8 Uhr des Morgens daselbsten auch angelanget, welchen ich abermal angesprochen, welcher mir nicht ein Wort geantwortet, habe ich den einen Cantzleyschreiber gebeten, so ihm sothane meine Abfertigung unterhanden kommen möchte, mich vor einen andern zu befördern, und auf Gutachten Herrn Obr. Dewitzen, selbigen eine kleine Verehrung versprochen, da ich dann die Vertröstung bekommen, den folgenden Tag gewisse Antwort zu erlangen.

Den 25. December nach der Predigt ist Herr Ob. Dewitz zum Secretario gangen, und ihn wegen meiner Abfertigung angesprochen, imgleichen auch der Herr Fendrich und ich, da er gesaget, es wäre schon fertig, wenn es nur von Ihr. Excl. unterschrieben würde. Da ich dann um Copia solchen Schreibens gebeten, er mir aber darauf nicht geantwortet, ich dann weiter gebeten, mir eine Stunde zu ernennen, wenn ich wieder aufwarten sollte, weil ich nunmehr 6 Wochen von Hause gewesen und Alles verzehret, weil er aber gesaget: er wäre kein Schmied, daß er die Stunde nennen könnte, wenn er ein Hufeisen fertig haben könnte, es wäre wohl ein anderes mit ihm, es liefe viel beifälliges dazwischen, ich sollte ihn gegen Abends wieder zusprechen, welches auch geschehen, der Cantzeleyschreiber mir aber gewisse Zusage getan, ehe Ihr. Exl. von dannen zog, meine Abfertigung zu bekommen, und sollte morgen, als den 26. wiederkommen, welches abermahl geschehen, da mir dann der Secretarius gesaget, ich sollte nun gewiß abgefertigt werden, ich würde aber sonderlich kein Schreiben zurück bekommen, sondern der Fenderich würde an den Herrn Oberst Leutenant die Assignation gleich wie es die Edelleute begehret, nämlich auf den 7. Teil und

1935/4 - 116


1935/4 - 117

daneben ein Schreiben an I. F. G. zu Sachsen bekommen, darum ich abermal Copia gebeten, aber mir wegen Mangel der Zeit abgeschlagen, darauf ich mich erboten, solche selbsten abzuschreiben und gleichwohl die Gebühr zu erlegen, da er Secretarius weiter gesagt, er könnte nicht darauf warten und würde solches vom Herrn Oberst Leutenant nicht geheim gehalten werden, wenn er Geld haben wollte, von welchem man die Copie so es ihm gelegen wohl bekommen könnte.

Den 26. December des Morgens um 8 Uhr nebenst dem Herrn Fendrich ich wiederum angehalten, weil aber Ihr. Exl. Gesellschaft bey ihr gehabt, deshalben es nicht unterschrieben werden können, da dann der Herr Fendrich um Copey gebeten, aber nicht erlangen können.

Den 27. December: früh ich allein wiederum angehalten und fleißig gebeten, weil Ihr. Exl. einen Schwedischen Rittmeister, Rolandt genannt, abgefertiget, so in Schweden sollen, daß wir darauf fort kommen möchten, hat er Secretarius geantwortet, wir sollten gar gewiß mit gemelten Rittmeister abgefertiget werden, daß wir mit selbigem fort kommen könnten.

Den 28. December: endlich dem Herrn Fendrich ein verschlossenes Schreiben vom Herrn Obr. Leutenant Levezowen zugestellet und daneben gesaget worden, meine Antwort wäre mit in selbigem Schreiben und wäre der Inhalt, als wie es der Herr Obr. Leutenant und die vom Adel begehret hätten.

Den 29. seint wir mit obgemelten Herrn Rittmeister auf ARTERN, welches ein Chur Sächsisches Städtlein ist, gangen (seint 4 Meil).

Den 30. auf SANGERHAUSEN und EISLEBEN (4 Meil).

Anno 1637 den 1. Januar auf HÖCKSTEDT [Hettstedt] und HEIMERSLEBEN, so Ihr. Exl. gehöret, gangen (4 Meil).

Den 2. Januarius auf OSCHERSLEBEN (ist 1 Meil), daselbst Herr Oberst Schlange sein Hauptquartier gehabt, gangen. Und weil obgedachter Herr Rittmeister nur 30 Pferde insgesamt stark gewesen und man wegen der Wulfenbüttelschen durchzukommen nicht getrauet, hat er bei Oberst Schlange um Convoy angehalten, auch allsofort 20 Reuter commandiert worden, weil aber Herr Oberst den Rittmeister bis gegen Abend aufgehalten, haben wir Alle wieder absatteln und Nacht bleiben müssen.

Den 3. Januarius morgens aber um 7 Uhr wieder fertig gewesen, weil aber Herr Oberst Schlange Kundschaft bekommen, daß die Wulfenbüttelschen stark ausgezogen wären, seint wir wieder ins Quartier gerücket und morgens früh um 5 Uhr wieder aufgesessen, und vom Herrn Oberst selbsten mit 4 Compagney Reuter convoiret auf OSZFELDE (seint 5 Meil).

Den 5. seint wir von OSZFELDE auf BARLEBEN gangen (seint 6 Meil) und mit 40 commandirte Reuter convoirt worden.

Den 6. von da aufgebrochen und mit gedachten Rittmeister bis auf CALVE gangen, weil er aber auf SEEHAUSEN gehen wollen, ist es uns aus dem Wege gewesen, seint deshalben von ihm gescheiden und auf SALZWEDEL kommen (seint 6 Meil).

Den 7. von SALZWEDEL auf LÜCHOW (seint 2 Meil).

Den 8. Januarius von LÜCHOW bis DELLIN (seint 6 Meil).

Den 9. Jan. um 9 Uhr Vormittage glücklich Gudow angelanget (3 Meil), da dann der Herr Fendrich auf den Nachmittag allein nach Ratzeburg geritten und selbige Schreiben dem Herrn Oberst Levezowen mit sich genommen. Und ist also diese Reise in sieben Wochen und 1 1/2 Tagen angefangen und glücklich vollendet. Und beläuft sich an Meilen auß und zuhauß 115 1/2 Meil. Die Zehrung, wie beigelegte Rechnung ausweist.


JOHAN SCHÖNPAHL.




 


 

 

 

*