Diese poetische Umschreibung des
Herbstes mit obligater Olivenernte stammt von
Frederi(k) Mistral
(1830-1914), und zwar aus seinem in provencalischer Sprache
abefaßten Epos 'Mirèio', im Original erschienen 1859, in deutsch um
die Jahrhundertwende (Mirèio. Provenzalische Dichtung von Frederi
Mistral, Stuttgart und Berlin, 4. Auflage 1905, J. G. Cotta'sche
Buchhandlung Nachfolger). *
Die Ansichtskarte steht mit ihrer Grundaussage - die
Ernte-Arbeit ist nur gemeinsam zu schaffen - thematisch für die
Gesamtheit der Olivenproduktion in Südfrankreich. Alle
Familienmitglieder sind während der Pflückperiode angehalten, ihre
Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, und antike Ansichtskarten
liefern hierfür sprechende Beispiele:
Obwohl die Menschen auf dieser
Momentaufnahme nicht traurig aussehen, wird doch die Mühe spürbar,
die in jedem Jahr nötig ist, um in diesem Gelände (das Département
Alpes-Maritimes mit der Präfektur Nizza liegt ganz im Südosten des
Landes in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und ist nach den
Seealpen benannt, die im Osten die Grenze zu Italien bilden) eine
lohnende Menge an Oliven aufzusammeln. Es gibt keine Netze; die
uralten Olivenbäume sind so hoch, daß ein Abschlagen der Früchte mit
einem geeigneten Stock nicht in Frage kommt und das Terrain ist auch
zu steil für Klappleitern.
* In der Provence stellt sich die
Situation an vielen Stellen anders dar: wenn die Bodenbeschaffenheit
es zuläßt, bieten Klappleitern eine relativ sichere Möglichkeit,
gut an die Früchte heranzukommen. In den folgenden beiden - selten
zu findenden - Bildbeispielen liegt der
Hauptakzent der (gestellten) Szene auf dem Einanderbehilflichsein,
Zureichen, modern formuliert: der familiären Teamarbeit.
Ein weiteres antikes Motiv aus der
seltenen Ansichtskartengruppe "Olivenernte mit Klappleitern" zeigt
neben betont fleissigen Olivenpflückerinnen rechts im Mittelgrund
den nobel gekleideten Patron des Olivenhains als stolzer Besitzer
und ruhiger Beobachter der Szenerie.
Die großen uralten Olivenwälder an der Côte d’Azur waren und sind -
abgesehen von ihrer Nutzfunktion - auch eine Sehenswürdigkeit, was
sich zum Beispiel im folgenden Ansichtskartenbeispiel aus der Mitte
des 20. Jahrhunderts widerspiegelt:
Die für den Olivenbaumwuchs günstigen klimatischen Bedingungen an der Côte d’Azur lassen sich aus der hellen Farbigkeit einer historischen Ansichtskarte ablesen, die eine Erntesituation im häuslichen, nichtindindustriellen Bereich thematisiert, eine Frau in Tracht steht oberhalb ihres Hauses (im Hintergrund ist diffus ein Durchblick zum Meer erahnbar) und pflückt Oliven:
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