Die KRIEGSLAGE hatte sich AUSGANG 1631
so gestaltet, daß Prag und der größte Teil Böhmens von einem
sächsischen Heer unter Arnim, früher kaiserlicher Feldmarschall,
besetzt war. GustavAdolf hatte Franken und weite Striche am
Mittelrhein erobert und residierte in Frankfurt. Alle weltlichen
Fürsten Nord- und Mitteldeutschlands, ausgenommen der Herzog von
Jülich und Berg, sowie Württemberg und viele Reichsstädte waren
Schwedens Verbündete. Tilly hatte Reste seines Heeres bei sich
in Schwaben; kaiserliche Truppen standen in Schlesien.
Wallenstein warb 40 000 Mann in den kaiserlichen
Erblanden. Er ließ sich niedagewesene Machtvoll
kommenheit in der Führung zusichern.
Wir treten nun in den Abschnitt, wo sich FRANZ ALBRECHTS
DIPLOMATISCHE TÄTIGKEIT deutlicher verfolgen läßt. Drum seien
einige Sätze über die Staatskunst der damaligen Zeit eingefügt.
Kein Herrscher, Minister oder Gesandter verschmähte in jenen
Tagen die verwerflichsten Mittel. Man muß schon anerkennen, wenn
nur das
Ziel lobenswert ist. Noch weniger als in der Kriegsgeschichte
darf man sich in der politischen an das Gezeter der Getäuschten
oder Eingeschüchterten kehren. Auch sie wären zu gleichen
Mitteln bereit gewesen, wenn sie sonst die Fähigkeiten gehabt
hätten. Die salbungsvollen Redensarten über "teutsche Treue",
"Devotion gegen den
Kaiser", "Schutz der Religion" oder "der teutschen Libertät"
waren eben nur - Redensarten. Etwa wie "Selbstbestimmungsrecht
der Völker", "Kampf gegen den Militarismus" und die
"Weltherrschaftspläne der Deutschen" bei unsern letzten Feinden.
Franz-Albrecht ist auch hier eher besser denn schlechter gewesen
als seine Zeitgenossen. Ein gefährlicher Gegner war er trotzdem
oder deswegen. Seine Unermüdlichkeit kam ihm hier wie im Felde
zugute. Oft 6 Stunden saß er am Schreibtisch,
erledigte alles Wichtige eigenhändig; zu jeder Jahres- und
Tageszeit war er bereit, schnelle und weite Reisen zu machen.
Weitverzweigte Verbindungen, Sprachkenntnisse und der Glanz
seines fürstlichen Namens halfen mit. Sein Ziel bleibt immer
dasselbe: ein guter Friede. Wie er ihn sich im einzelnen dachte,
wissen wir nicht, doch war er sich klar darüber, daß er bei der
Herbeiführung nur Handlanger sein könne und das letzte Wort die
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Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg.
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sprechen hätten, in deren Händen gerade die
Macht lag. Nicht seine Schuld ist es, daß diese Entscheidenden nicht immer
dieselben waren. Zu seiner Ehre muß gesagt werden, daß er seiner Mannes- und
Fürstenwürde nichts vergab, auch wo er sich dem Willen eines Höheren fügen
mußte.
Schon bei seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst muß der Herzog einen
diplomatischen Auftrag des Kaisers übernommen haben, der darauf hinauslief, die
beiden protestantischen Kurfürsten vom Bund mit Schweden abzuziehen. Die Sache
blieb nicht lange geheim, da Sachsen schon längere Zeit verdächtig war und die
schwedischen
Gesandten gut aufpaßten. Am 4. Januar 1632 war
Franz-Albrecht in Prag eingetroffen, nachdem er einen Umweg über Smirschitz
gemacht hatte, um Wallenstein zu besuchen, der sich bei Anmarsch der Sachsen auf
Prag nach seinen Besitzungen in Nordostböhmen begeben hatte. In Prag erzählte
der Herzog seinem alten Regimentskommandeur von 1618, dem Grafen
Thurn, nunmehr schwedischen General, wie der Friedländer über die Jesuiten
geschimpft hatte. Thurn meldete sogleich an Gustav-Adolf seinen Verdacht, daß
Franz-Albrecht in Dresden einen Friedensfühler ausstrecken solle. Er hatte auch
schon Arnim wegen Unterhandlungen mit dem Feinde angeklagt, der Kurfürst hatte
aber seinen Feldmarschall gedeckt und der Erfolg war nur grimmiger Haß zwischen
Thurn und Arnim. Schon am 5. Januar schrieb der schwedische
Gesandte in Dresden, Nicolai, einem Kollegen, daß Franz-Albrecht täglich als
Gesandter des Kaisers erwartet würde; und kaum war dieser am 13.
Januar in Dresden eingetroffen, so berichtete der Eifrige schon wieder ins
schwedische Hauptquartier. Der Herzog leugne zwar, Gesandter zu sein, aber er
habe schon zwei bis drei geheime Unterredungen mit dem Kurfürsten gehabt. Man
halte alles sehr geheim; er Nicolai, hoffe aber, aus dem Kurfürsten etwas
herauszukriegen. Franz-Albrecht stelle sich mißvergnügt über den Kaiser, dem er
nie wieder dienen wolle. Indes gehe aus seinen Tischgesprächen, besonders den
jungen Prinzen gegenüber, hervor, daß er gut kaiserlich sei. Gestern abend habe
er den Kurfürsten gewarnt, sich zu schädlichen Plänen drängen zu lassen; er habe
des Kaisers Güte gerühmt und zum Schluß gesagt: "Sie kriegen, was für einen
Kaiser sie wollen, so wird er doch dem Römischen Reich nimmer so gut, viel
weniger besser, als den sie nun haben." Im selben Monat schrieb Nicolai einem
Ungenannten (es hat sich nur der Entwurf erhalten), er habe Arnim mitgeteilt,
was jener ihm über Franz-Albrecht "angedeutet habe", aber keinen Glauben
gefunden. "Sondern Arnim machte den Herzog in dem gar engelrein; sagte, ich täte
gar Recht, daß ich Sorge trüge, er wüßte es aber besser."
Franz-Albrecht selbst erzählt später in Berlin, der Kurfürst habe ihm Arnims
Posten angeboten, er aber habe erwidert: "Wenns der Arnim nicht heben könne,
müsse er's wohl liegen lassen." Der Kurfürst soll schließlich mit der Faust auf
den Herzog haben losschlagen wollen. Johann-Georg war nämlich dem Trunk so
ergeben, daß es oft schwer war, ihn für Staatsgeschäfte aufnahmefähig zu
treffen. Seine an sich schon jähzornige und hochfahrende Art steigerte sich
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noch im Rausch. Sein Oberst Vitzthum schildert im Tagebuch über
den Feldzug 1636 sehr anschaulich, wie es bei dem hohen
Generalissimus zuging: "Ihre Durchlaucht sind zum Märzin (dem Kaiserlichen
General Marazini) geritten, woselbst das Leid (über eine Niederlage) versoffen
wurde. Baudissin (der sächsische Generalleutnant) starrede Blitz voll, wälzete
sich als ein Narr auf der Erden in der Stube herum. Als er einsten aufstunde,
sagte er zum Joachim Schleinitz, so nüchtern, "ist dem Niemand, so dem
Schlcinitzen ein Paar Ohrfeigen giebt?" Schleinitz antwortete: "die leid' ich
nicht." Darauf der Baudissin aufgestanden, den Schleinitzen gehälset, und es
wäre so böse nicht gemeint, sich wieder auf die Bank gesetzet, herunter gefallen
und bei der Bank als eine volle Sau liegen blieben." -
Am 20. Januar reiste Franz-Albrecht nach Dessau zu seinem Freunde
Anhalt, der auch im Bunde mit Schweden war. von dort nach Berlin. In der Mark
hatten die Schweden bis auf Küstrin die Festungen in Besitz, brauchten überhaupt
auf den Kurfürsten nicht so viel Rücksicht zu nehmen, als auf den Sachsen.
Gesandter war Joachim v. Transche, ein Balte, der selbstverständlich durch
Nicolai schon unterrichtet war. Ehe man aber schwedischerseits zu einem
Entschluß gekommen war, reiste Franz-Albrecht wieder nach Wien zurück, unterwegs
in Znaim bei Wallenstein vorsprechend. Vierzehn Tage blieb er in der Residenz.
Sehr erfreut scheint ihn das Ergebnis seiner Reise nicht zu haben; denn, nachdem
er abermals bei Wallenstein gewesen und am 2. April in Nürnberg
angelangt war, nahm er hier Fühlung mit dem schwedischen Gesandten. Dem
eröffnete er, daß ihm klar geworden sei, die kaiserlichen Friedensfühler seien
nicht ehrlich gemeint, sollten vielmehr nur die verbündeten Protestanten
entzweien. Er, Franz-Albrecht, wolle sich demnächst zu GustavAdolf begeben. Es
ist sehr schade, daß Wallenstein in politischen Geschäften nie "seine Hand von
sich gab", d. h. etwas Schriftliches, vielmehr sich nur mündlich oder durch
Mittelspersonen äußerte, so daß er stets ableugnen konnte. So ist man in der
ganzen Sache überwiegend auf Vermutungen angewiesen. Mitte April brach
Franz-Albrecht jedenfalls noch einmal zu den protestantischen Höfen auf. Vom
18. bis 27. April war er in Dresden, vom 30.
April bis 6. Mai in Berlin.
Inzwischen war Tilly nach erneuter Niederlage bei Rain am Lech seiner Wunde
erlegen, Bayern lag Gustav-Adolf offen. Wallensteins Heer dagegen war noch nicht
in Bewegung gesetzt. Sicherlich nicht der geeignete Augenblick für die beiden
Kurfürsten, sich auf die Seite des anscheinend Unterliegenden zu schlagen. So
wird auch Franz-Albrecht die Lage beurteilt und sich zum Anschluß an Gustav-Adolf entschlossen
haben. Es war auch höchste Zeit! Transche hatte schon einen kleinen
Völkerrechtsbruch den sein König ebenso wenig scheute, als irgend einer seiner
Zeitgenossen vorbereitet. Bei der Abreise von Berlin sollte der kaiserliche
Gesandte von der schwedischen Besatzung Spandaus gefangen genommen werden. Ein
Zufall - oder Absicht? - führte Transche zur Kurfürstin-Witwe von der Pfalz, als
gerade Franz-Albrecht dort Abschied nahm. Das Gespräch kommt
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bald auf Politik. Franz-Albrecht, der "in
loquendo liber" war, äußerte sich über Johann-Georg abfällig, rühmte
Arnim und erwähnte sein eigenes Versprechen, sächsische Dienste zu nehmen. Hier
hakte Transche ein, schilderte die Undankbarkeit des Kaisers gegen
Franz-Albrecht, der als Fürst und Protestant es dort nie zu etwas bringen werde,
weil Grundsatz der Wiener Politik sei, alle anderen Fürstenhäuser zugunsten
Habsburgs zu beseitigen. Der Herzog erinnerte die Kurfürstin, daß er ihr schon
Ähnliches geklagt hätte. Nun war das Stichwort gefallen zu Transches Angebot, in
Gustav-Adolfs Dienst zu treten. Der schätze Franz-Albrecht hoch, weil er jung,
gesund und resolut wäre und gute experienz vom Kriegswesen hätte.
Man kam überein, daß Franz-Albrecht den Rittmeister Franz v. Henning von seinem
alten Regiment, der bei der Truppenverminderung 1631 entlassen und
in seines Obersten persönlichen Dienst genommen war, mit einem Paß Transches
versehen, zum König schicken wolle.
Bei näherer Betrachtung schien aber wohl dem Herzog die Sache nicht mehr so
einleuchtend. Es folgen noch Wochen des Hin- und Herreisens an den
verschiedensten Höfen und in Wallensteins Lager, ehe er von Regensburg aus
Henning absandte. Den empfing zwar GustavAdolf mit schmeichelhaften Redensarten
über den Herzog, behielt ihn aber da, so daß Henning, als sein Herr noch immer
verzog, bei dem Fürsten von Anhalt ein Unterkommen suchen mußte. Inzwischen
hatte sich auch ein Umschwung der Kriegslage vollzogen, insofern, als
GustavAdolf durch das vereinigte kaiserlich-bayrische Heer in die Verteidigung
gedrängt und den ganzen Sommer bei Nürnberg festgehalten wurde. Zwar fand auch
der nie schlachtenfreudige Wallenstein nicht den Entschluß zum Angriff, aber er
konnte dafür einen Sturm auf sein wohlbefestigtes Lager abschlagen (24.
August 1632). Gerade in diesen Tagen war Franz-Albrecht im
kaiserlichen Lager. Aufs neue erkrankt, mußte er zur Kur nach Regensburg, so daß
er erst am 12. September die Reise ins schwedische Hauptquartier antreten
konnte. Er hatte sich wohl etwas zwischen zwei Stühle gesetzt, indem bei
Wallenstein, nachdem dessen Heer formiert war, sich kaum ein vorteilhafter
Posten für ihn mehr fand, während Gustav-Adolf, als er zur Entscheidungsschlacht
gegen Wallenstein nach Sachsen zog, auch nicht gut einen Wechsel zugunsten des
Ankömmlings in den oberen Führerstellen vornehmen konnte. Gustav-Adolf empfing
daher Franz-Albrecht am 21. Oktober bei der Antrittsaudienz in
Nördlingen freundlich, konnte ihm aber kein bestimmtes Angebot machen, nahm ihn
vielmehr in sein Gefolge aus unter die "Volontäre", eine Art Generalstab, den er
zu Sonderaufträgen und Adjutantendiensten verwendete.
Der Marsch ging durch Franken und Thüringen, dem Kurfürsten von Sachsen zu
Hilfe, in dessen Land Wallenstein eingerückt war. Letzterer glaubte nicht, daß
der König noch im Spätherbst eine Entscheidung suchen würde, umsomehr als die
Saaleübergänge von den Kroaten gesperrt waren. Er schickte deshalb Pappenheim
nach dem
Rhein ab. Gustav-Adolf indes drückte die Kroaten am 11. November
bei Weißenfels zurück und bemächtigte sich am 15. November der
Rippachübergänge. Die Nacht verbrachte er mit Bernhard von Weimar
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und Franz-Albrecht in seiner Karosse auf
freiem Felde. Wallenstein hatte alle erreichbaren Truppen zusammengerafft, als
er sah, daß es Ernst wurde und auch Pappenheim zurückgerufen. Bis der käme,
wollte er die Schweden gegen eine feste Stellung anlaufen lassen.
In der weiten Ebene von LÜTZEN baute er seine ungefügen Terzien, ganz nach alter
spanischer Art auf. Davor lagen in dem vertieften Straßengraben des
Lützen-Leipziger Heerweges die Musketiere. Ein Windmühlenberg nördlich Lützen
trug die Geschütze, die Reiter hielten auf den Flügeln. Trotzdem auch
Gustav-Adolf noch erhebliche Verstärkungen, Sachsen und Georg von Braunschweigs
Armee, erwartete, schien ihm doch vorteilhafter zu schlagen, ehe Pappenheim
zurück wäre. Die schwedische Schlachtordnung wurde umständlich aufgebaut, die
Leute durch Ansprachen in Stimmung versetzt und dann nach kurzer
Artillerievorbereitung gestürmt. Der König auf dem rechten Flügel war siegreich,
während seine Mitte nach Anfangserfolgen von Wallenstein geworfen, der linke
Flügel gegen den Windmühlenberg gleich abgewiesen wurde. Gustav-Adolf schwenkte
darauf mit seinen Reitern gegen die feindliche Mitte ein. Er selbst eilte mit
kleinem Gefolge voraus. Er trug keinen Panzer, weil er zu dick geworden war,
infolgedessen auch seine Umgebung nicht. Sie kamen dadurch schneller vorwärts,
als die schwer gerüsteten Schwadronen und prallten allein gegen feindliche
Kürassiere, die eben Wallenstein zum Nachhauen angesetzt hatte. Der dichte
Novembernebel trug dazu bei. daß die Gefahr nicht erkannt wurde, in der
Gustav-Adolf schwebte. Sein Unglück wollte, daß der Rittmeister von Falkenberg,
der kaiserliche Führer, ihn kannte, da er im polnischen Krieg unter ihm gedient
hatte, sein Vetter Dietrich zudem schwedischer Hofmarschall gewesen war. *) Ehe
der König noch herumschwenken konnte, wurde ihm der Zügelarm zerschossen. Ich
habe eine gleiche Verwundung erlebt und weiß, wie hilflos man dadurch wird.
Gustav-Adolf bat Franz-Albrecht, der sich neben ihm gehalten hatte, in
französischer Sprache, ihn unauffällig vom Schlachtfeld zu führen. Der Herzog
trieb sein Pferd dicht neben das des Königs und umschlang ihn mit dem rechten
Arm. Falkenstein war aber nicht geneigt, die Beute fahren zu lassen, denn schon
wiaren die schwedischen Regimenter nahe. Er ritt nach und drückte seine
Reiterpistole in den Rücken des Königs ab. Der schwere Körper bäumte sich auf,
entglitt Franz-Albrechts stützendem Arm, blieb aber im Bügel hängen und wurde
vom erschreckten Pferd geschleift. Franz-Albrecht, inzwischen auch durch
Streifschuß am Kopf verwundet, sprengte davon.
Man muß sich an die Stelle des Mannes versetzen, der, durch lange, schwere
Krankheit geschwächt und übernächtig, nun plötzlich die Säule bersten sieht, auf
der seine Zukunft ruhen sollte. Wie sollte nun das schwedische Heer, schon halb
geschlagen, dem Untergang entgehen? Was sollte er tun, ohne Befehlsgewalt unter
Fremden? Na-
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*) Dietrich v. Falkenberg fiel als Verteidiger Magdeburgs. Die Falkenbergs waren
hessische Protestanten, ihr Landesherr der eifrigste Gegner des Kaisers. Es ist
dies ein neuer Beleg dafür, daß Parteiwechsel von den Kriegsleuten nach rein
"gewerkschaftlichen" Gesichtspunkten beurteilt wurde.
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türlich wäre es heldenhaft gewesen, in
Verteidigung des königlichen Leichnams das eigene Leben zu opfern. Aber, wie
Walter Flex so richtig sagt, "keines Menschen Leben ist frei von erbärmlichen
Stunden". Franz-Albrecht fand nicht diesen Entschluß, der ihm ewigen Nachruhm
gesichert hätte. Bis Weißenfels jagte er zurück und erfuhr hier am
anderen Morgen, daß der Friedländer auch vor dem verwaisten Heer das Feld
geräumt hatte. Seines Bleibens war hier aber trotzdem nicht länger. Der Tote
hinterließ nur ein kleines Mädchen, das wohl Erbe seines Reichs, nicht aber
seiner Pläne und seiner Macht werden konnte. Nach ihm war der bedeutendste im
protestantischen Bunde der Kurfürst von Sachsen. Bei dem mußte jetzt die
Entscheidung liegen. Zu ihm begab sich also auch Franz-Albrecht. Unterwegs mußte
er seiner Erregung Luft machen und überall die Schreckensnachricht von
Gustav-Adolfs Ende verkünden. So kam er am 22. November in Dresden
an.
Vorstehend habe ich nach einem ganzen Bündel zum Teil widersprechender
Nachrichten den Hergang so geschildert, wie es sich jemand, der über Reiten,
Kämpfen und Kämpferseele Bescheid weiß, darstellt. Gegen den Herzog ist der
Vorwurf erhoben, er sei nur deshalb zu Gustav-Adolf gegangen, um bei erster
Gelegenheit ihn zu ermorden. Die habe er bei Lützen wahrgenommen. Man hat auch,
um das glaubhafter erscheinen zu lassen, ein Märchen aufgetischt von einer
Ohrfeige, die Franz-Albrecht als Jüngling am schwedischen Hof von Gustav-Adolf
bekommen habe. Letzteres ist eine Verwechslung mit seinem älteren Bruder
Julius-Heinrich. Man glaubte aber damals
nicht an den natürlichen Tod irgend einer berühmten und gefürchteten
Persönlichkeit. Bernhard von Weimar, Georg von Braunschweig, Feldmarschall Bauer
sollen ermordet sein, während in Wahrheit Seuchen oder Ausschweifungen die
Todesursache waren. Die Schweden, denen die Legende gelegen kam, haben sie unter
der Hand für das erklärt was sie war, einen gehässigen Klatsch.
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