Im jungen Deutschen Reiche fand 1887 eine
sprachliche Erhebung statt. 40 hochdeutsche Sätze wurden von den
Lehrern des Reichsgebietes in die heimische Mundart übertragen.
Damals haben auch die Schulen unseres Kreises den Fragebogen
erledigt. Der inhaltliche Bestand der gesamten Erkundung ist in
gewaltiger Arbeit von der Wissenschaft in dem Sprachatlas des
Deutschen Reiches niedergelegt worden, und dieser bildet nun die
Grundlage aller Mundartforschung. Um uns die Lage unseres
Kreises innerhalb der Mundartengebiete vor die Augen zu bringen,
erörtern wir zunächst einige Sprachscheiden nach dem Atlas.
Von unserer Landschaft erstreckt sich nach Osten der Teil des
deutschen Bodens, der Jahrhunderte lang von den Slawen bevölkert
war. Erst nach deren Besiegung ward er in harter, mühevoller
Rücksiedelungsarbeit dem Deutschtum wiedergewonnen. Unter den
Siedlern, die verschieden beheimatet waren, vollzog sich nun ein
sprachlicher Ausgleich. Es entstanden neue Mundarten. Ein
gemeinsames Kennzeichen dieser ist die Silbe -en in der Mehrzahl
der Gegenwartsform, z. B. bei Blärer fleigen = die Blätter fliegen. Im niederdeutschen Stammgebiet
sagt man: dei Blärer fleigt. Wir sehen nun auf Karte 1
157)
diese wichtige Sprachgrenze -et/-en in einer kurvenreichen Linie
außerhalb unseres Kreises vor seiner Ostgrenze liegen. Lauenburg
gehört
_______________
157) Die Karten 5, 9,
10, 11 sind von mir nach meinem Material
angefertigt. Die Karte 2 habe ich nach dem Deutschen Sprachatlas
gezeichnet. Die Karten 1, 3, 4.
7, 8 sind nach dem Sprachatlas
des Deutschen Reiches dargestellt, aber nach einer Vorlage in
Teuchert, Der mecklenburgische Sprachraum (IV.
Jahresber. d. Universität Rostock).
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K. 1. Grenze -et/-en.
K. 2. Grenze ju/juch. Die Schraffen zeigen das
jüch-Gebiet.
Die schwarze Füllung gibt die Änderung an seit 1887.
also hinsichtlich der eben erörterten Sprachform
zum niederdeutschen Stammgebiet, ebenso Lübeck" 158).
Im Niederdeutschen sind der dritte und vierte Fall der
ungeschlechtigen Fürwörter in der Mehrzahl zusammengefallen. Im
Stammland gebraucht man stets den dritten Fall. Man sagt demnach
in Holstein: 'Wie geit ju dat?' In Mecklenburg fragt man
aber: 'Wie geht juch dat?' Die Karte 2
zeigt nun, daß diese bedeutsame ju/juch-Linie vor der Westgrenze
unseres Kreises verläuft.
Es ist uns deutlich, daß Lauenburg ein reines Übergangsgebiet
ist. Einerseits ist es westlich an das niederdeutsche
Stammesgebiet, andrerseits ostwärts an Mecklenburg-Pommern
gebunden. Der Lauenburger steht zwischen beiden
Sprachgemeinschaften, nach Osten deutend: 'Ik verstah juch
heil gaud', und nach Westen versichernd: 'Wi wüllt tausam'n
blieben'.
Beide Scheiden sind derzeit durch den Sprachatlas ermittelt
worden und gelten als außerordentlich fest. Die Linie auf Karte
1 läßt erkennen, daß das Fürstentum Ratzeburg im
wesentlichen noch zum Bereich der -et-Form gehört, und darin
deutet sich heute noch an, daß auf Grund gleicher
Siedlungsverhältnisse eine Schicksalsgemeinschaft zwischen
Lauenburg und jenem verlorenen Stift Ratzeburg bestanden hat und
eigentlich noch bestehen sollte.
_______________
158) Im Mittelalter standen Lübeck und Lanenburg
auf dem -en. Heute trennt sie das -et scharf von dem
Kolonialgebiet.
In Mölln steht auf dem Stein des Till Eulenspiegel von
1350 ganz deutlich: "All de hier vorawer gan, moten mi
glick werden". Aber der Herzog Magnus sagt 1517
(entweder buchstäblich er selbst oder sonst der Volksmund) zu
einem geistlichen Bruder: "Broder, hebbet gih wat to warwen, da
kamet to mi, ick bin nu Biscup."
Das zeigt die Schriftsprache und die Volkssprache. Letztere ist
in dieser Form die heutige: ji hebbt; hebbt ji? Sie hat also
gesiegt.
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K. 3. Grenze e/ei.
K. 4. Grenze o/au (Beispiel: Kuchen).
Der Grenze ju/juch ist in unserm Kreisinnern ein
durch senkrechte Schraffen angedeutetes Gebiet vorgelagert, in
dem man die alte Akkusativform 'jüch' gebraucht (JUWIK > JÜK >
JÜCH). Hier fragt man demnach: 'Wie geht jüch dat?' Die Linie
ist nach dem Sprachatlas kurvenreich. Eine genauere Ermittlung
des heutigen Standes ergab, daß die Einbuchtungen nicht
bestehen. Es ist in der Karte durch schwarze Füllungen
angedeutet, daß das Gebiet sich durch Abrundung nach vorn
geschlossen hat. Die Linie geht von der Billequelle auf
Alt-Mölln, abwärts am Kanal, schließt das Heidekirchspiel Büchen
aus (dieses gehört zum wi-Gebiet) und geht über Dalldorf auf
Boizenburg. Es umfaßt etwa die Südhälfte des Kreises und hat
noch ein jü-Gebiet weiter westlich vor sich. Allem Anschein nach
- die vorhandenen Mischformen an der Grenze lassen den Schluß zu
- ist die Entwicklung heute folgende: Zunächst wird der
Nominativ 'jü' übernommen, dann folgt der Akkusativ 'jüch', und
es gleicht sich der Nominativ 'wü' an 159). Der
Vorgang der Ausbreitung ist anscheinend umgekehrt wie bei der
Entstehung im Mittelniederdeutschen, wo sich zunächst der
Akkusativ 'jüch' bildete, an den sich erst später ein Nominativ
'jü' anglich. Mit der Linie juch/jüch ist zugleich eine erste,
wichtige Scheidelinie innerhalb unsrer engeren Landschaft
gewonnen.
Die Karte 3 zeigt dann die e/ei-Linie an dem
Beispiel 'he' oder 'hei' für 'er'. Die Linie verläuft von der
Travemündung südlich an Lübeck und an Oldesloe vorüber auf die
Südwestecke unseres Kreises zu. Wir sind im ei-Gebiet, d. h. wir
sprechen alle ê wie ei.
_______________
159) Sätze, wie die folgenden, bestehen nach dem
Sprachatlas nebeneinder[sic!]: Wi sünd mäud. Ik verstah
juch nicht, jü möt'n bäten fors spräken. Oder: Wü sünd
mäud. Ik verstah jüch nich, jü möt'n bäten lurer
spräken. Offenbar ist die jüch-Linie umfassender als die
wü-Linie: sie duldet noch wi-Gebiete innerhalb ihrer Grenzen.
Die Abb. 6 zum Sprachatlas selbst ist ein Zeugnis
für die Verwirrung an der Grenze (wü, jü, juch).
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Es ist ebenso in Karte 4 die o/au-Linie eingetragen
für das Wort 'Kuchen' = 'Koken' oder 'Kauken'. Diesseits der Linie, die etwa von
Kiel auf die Südwestecke unseres Kreises geht, sagt man 'Kauken'. Das will
sagen, daß wir alle ô1 wie au aussprechen.
Beide Sprachgrenzen zeigen übersichtlich, daß wir zum diphthongischen Gebiet
gehören und in diesem Betracht an den Osten angeschlossen sind 160).
Auch diese beiden Linien sind dem Sprachatlas entnommen und bestehen heute noch.
Genauer bleibt aber die Südwestecke zu besprechen. Dort kann man allerdings von
einer so bestimmten Linienführung nicht mehr reden. In diesem Strahlungsgebiet
von Hamburg findet sich eine Zone gemischter Sprechweise: he/hei. Der Grad der
Mischung hängt ab von dem Verhältnis der eigentlich landsässigen Bevölkerung zu
dem handelnden, reisenden, zwischen Hamburg und dem Wohnsitz geschäftig und
geschäftlich hin- und herpendelnden Teil der Bevölkerung. Es handelt sich nicht
um eine Grenzlinie, sondern um eine Zone.
Genauere Betrachtung verdient auch die e/ei-Linie im Norden unseres Gebiets. Sie
verläuft über Sarau, Klempau, Kastorf, Boden und grenzabwärts nach Süden. Es ist
heute wegen eben desselben Verhältnisses der Bevölkerung zu Lübeck, wie oben in
Beziehung auf Hamburg geschildert, nicht möglich, für Klempau oder Sarau oder
Kastorf zu sagen etwa, daß die Scheide diesseits oder jenseits läge. In unserm
Kärtchen 5 ist nach dem heutigen Stande angedeutet, daß es sich um
eine Zone handelt. Allerdings schließt die Zone nun den nördlichen Teil unseres
Kreises wegen der Ermangelung des charakteristischen ei von uns ab und teilt ihn
Lübeck und Holstein zu. Die e/ei-Linie stellt demnach eine zweite Scheide
innerhalb unseres Kreises dar.
K. 5. Grenze e/ei. Pfeile deuten die Zugehörigkeit zum Kirchspiel
an.
Der Charakter der Zone ist durch Schraffen angedeutet.
Wir sehen uns nun einmal einen Erkundungsbogen an, wie er
1887 ausgefüllt wurde. Es fallen folgende Sätze dem heutigen Ohr
besonders auf:
4. Dei gau ool Mann is mit dat Peird deur't Iis brak'n.
9. Ik bün bi dei Fruuch wes un heff eihr dad segg, un sei
säh, sei wull dad ook eir Dochd'r seeken.
_______________
160) Es muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß im allgemeinen
die ei- und au-Linie sich decken. Die Form 'Kauken' ist besonders weit in
Ostholstein
vorgedrungen.
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Abb. 6. Verkleinerte Wiedergabe eines Erkundungsbogens
zum Sprachatlas des Deutschen Reiches 1887:
Übertragung der 40 Sätze durch die Kinder der Schule in Schönberg
(Lbg.).
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11. Ik sla di gliek mit denn Sleif üm di Aurn,
du Aap.
15. Du hess vöndag am meest'n leird.
33. Sien Braure will sick twei schön nie Hüser in juch'n Gaurn
bug'n.
34. Dat Waurd keum em von Hard'n.
40. Ik bün mit di Lüü' dour achde äwer di Wieß int Kaurn
feu'et.
Es handelt sich um die Angaben für Schönberg im Amt Steinhorst. Sie sind von
dem Lehrer Beverin, der aus Kulpin stammte, geschrieben unter der ausdrücklichen
Erklärung, daß die Übertragung der Sätze ins Plattdeutsche durch die Schüler
erfolgt sei. Man darf also der Richtigkeit vertrauen. Es ist nun der einzige
Bogen im Kreise, der noch so merkwürdige Formen aufweist wie 'Waurd, Kaurn,
Aurn, deuert, Peierd, leird, eihr, Gaurn' für 'Wort, Korn, Ohren, durch, Pferd,
gelernt, ihr, Garten'. Es zeigt sich, daß der Vorgang der Zwielautung alle
Arten, von ô und o in der Stellung vor r erfaßt hat, wie auch die ê vor r. Diese
Sprechweise, die vorher in weiterer Ausdehnung im Kreise mit Ausnahme der Städte
geherrscht haben muß, war schon im Absterben; wir erfassen sie hier an der
Landesgrenze wie in einem letzten Lebenszuge. Es waren schon damals unter dem
Einfluß der Städte Rückbildungen eingetreten. Die ô und o vor r wurden durchweg
einlautig wie o gesprochen 161) (Wort, Korn, Ohrn), und ebenso
bestand nur noch altes IOR in einigen Rückzugsgebieten, als 'Beier' (Bier),
'Deiert' (Diert, Tier). Nur 'veier' (vier) saß fest und ist auch heute noch
nicht angegriffen (Abb. 7). Diesem Zustand gemäß verzeichnet der
Atlas auch die Linie für 'Ohren' an unsrer Ostgrenze. Diesseits wird 'Ohrn',
jenseits 'Uhrn' gesprochen (Abb. 8). Diese Linie stimmt nun
durchaus nicht mehr, stimmte schon damals nicht mehr als genaue Linie. Man
findet schon damals Formen wie 'Urn' in Kastorf, Linau, Labenz (alle im Amt
Steinhorst), auch in Gudow und Wangelau. Und die Form 'Pierd' kann man für jene
Zeit in Gülzow, Wangelau und wieder in Sandesneben, Labenz, Linau feststellen.
Selbst 'Guan' (Garten) spricht man schon in Labenz, Kühsen, Kastors (Gournd),
also auch wieder im Amt Steinhorst. Heute ist die Tonhebung der Längen ê und ô
vor r, selbst der o und a in der gleichen Stellung durch weite Gebiete des
Kreises wirksam geworden. Auf dem alten ÔR statt ÛR steht noch Südlauenburg,
ausgenommen ein Gebiet um Kollow/Gülzow und einige Ausstrahlungen um Dassendorf.
Am merkwürdigsten ist es, daß ein Querriegel zwischen Schmilau, Mustin,
Kittlitz, Lehmrade, Seedorf bei dem ÔR stehen geblieben ist. Das kann als Beweis
dafür gelten, daß diese "mecklenburgische Tonhebung" sich nicht etwa
flächenförmig von Mecklenburg her ausgebreitet hat, sondern daß dieser
Lautwandel in dynamischer Bewegung an verschiedenen Stellen aufgebrochen ist,
bei uns vor allem im Amt Steinhorst, dem eigentlichen Hochgebiet der Hebung
überhaupt, und dazu in einem kleinern Vorgebiet des Südens.
Abgeschlossen ist die Entwicklung noch nicht, das jüngere Geschlecht neigt
jedoch überall zur Tonhebung, besonders auch in der Folge A > U
_______________
161) Es ist MÖGLICH, daß diese Lautung au für alle Ô (auch für Ô2)
hauptsächlich im eigentlich westfälischen Teil (Steinhorst) geherrscht hat, da
im Ostfälischen nur Ô1 zu au wird.
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K. 7. Grenze veer / veier.
K. 8. Grenze für 'Ohren'. Die Grenze liegt heute
viel weiter westlich.
(Haar > Huar, Jahr > Juahr). Die Linie Ohrn/Uhrn
muß also nach Westen verlegt werden. Diese Tonhebung schließt
uns wieder an die mecklenburgisch-vorpommernsche Gemeinschaft
an.
Eine wichtige Grenzlinie ergibt die Darstellung der Hebung des
offenen E > I und des offenen O > U in der Stellung vor l, n +
Konsonant. Man könnte die Hebung darstellen an dem Beispiel
'Feld': up'n felln > feeln > filln > up'n fieln. Ich habe hier
für den Nachweis 'Hände' gewählt. Das Wort hat schon im
Altsächsischen den Nachweis die Mehrzahlform 'Hände' gewählt.
Das Wort hat schon im Altsächsischen den doppelten Plural: HENDI
mit Umlaut und HANDI ohne solchen. Es gibt daher zwei ndd.
Formen: 'Hann' und 'Hänn'. Die Karte (Abb. 9)
zeigt nun die alte, flache Form 'Hann', die mit Hamburg
übereinstimmt, in der Südwestecke. Dann folgt die umgelautete,
lauenburgische Grundform, zunächst wohl in hochdeutscher
Beeinflussung, als 'Hänn'. Man sieht ihre Entwicklung durch
Längung und Hebung: Hänn > Hään > Heen > Hinn > Hien. Das
Hochgebiet der Hebung liegt im Amt Steinhorst. Die Karte ist
beispielhaft auch für die gleiche Gruppe in O, etwa für Gold >
Goold > Guld > Guuld. Immer bleibt die eigentliche Grenze der
Hebung des E und U auf I und U am Amte Steinhorst, wenn auch die
Karte den Vorgang eingebettet zeigt in einen sich organisch
absehenden größeren Gesamtvorgang.
Der umfassendere Vorgang ist die im Teil II
ausgeführte Längung und Hebung aller kurzen und offenen A, E, I,
O, U vor n oder l zu A', E', I', O', U', welche Bewegung ja
charakteristisch ist im Gegensatz zur Stadt. Auch dieser Vorgang
hat im Amte Steinhorst seinen weitesten Rahmen gefunden, da man
dort auch die I in anderer Stellung als vor l und n hebt, z. B.
witt > wiet (mit geschlossenem, geschärftem i), was weiter unten
erörtert wird.
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K. 9. Wortkarte 'Hände' als
Beispiel der Hebung.
Für den gleichen Bezirk gilt die im Teil II
erörterte Näselung der Vokale vor n. Und weiter ist
bemerkenswert die Abwerfung des t in Licht (> Liech), Geschichte
(> Geschiech), Pacht (> Pach) u. ä. Damit zeigt sich die
erörterte Grenzlinie als dritte, sehr bedeutsame im Kreise.
Eine weitere Karte (10) zeigt uns den Vorgang der
Rundung an dem Beispiel 'wir haben' (= wi hebbt > heebt > hööbt
> wü hübbt). Es ist deutlich, wie nun von Norden nach Süden in
umgekehrter Richtung eine Wandlung sich vollzieht, deren
Ergebnis E > Ö ist und als deren Gipfel der engere Bezirk um die
Stadt Lauenburg gelten muß, wo sich sogar ein Küh-Bezirk
gebildet hat, gegenüber sonstigem Käu (Kühe) im ganzen Kreise.
Auch diese Karte ist beispielhaft für alle andern
Rundungserscheinungen (E > Ö, I > Ü). Deckt man beide
Karten übereinander, so erkennt man ein gewisses neutrales
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K. 10. Wortkarte 'wir haben' als
Beispiel der Rundung.
Der Küh-Bezirk ist eingetragen.
Gebiet des Ostens, das gewissermaßen in der
Fläche erscheint, ohne gegipfelte Hebung und ohne besondere
Rundungen. Es gibt noch zwei Merkmale, die für den ganzen Kreis
gelten und ihn ebenfalls mit dem Osten verbinden: die im Teil
II erörterte Diphthongierung weist den Hiat nicht auf
[Bli statt Blee (Blei) u. ä.]. Die ebenfalls dort behandelte
Erscheinung der Einschiebung eines 'd' im Gruppenaustausch ist
bei uns überall für d statt g entschieden (, 'n nied'n Rock'
statt ,'n nieg'n Rock' u. ä.). Beide Vorgänge gelten allgemein,
sie erlauben keine weitere Einteilung unserer Landschaft und
sind in Übereinstimmung mit dem ferneren östlichen
Siedlungsland.
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Wir benutzen noch ein Mittel, um Einblick in die Zusammenhänge zu gewinnen. Wir
betrachten den Wortschatz; denn die Wörter bilden den Baustoff, an dem sich die
erörterten Lautvorgänge vollziehen. Gemeinsame Wörter bedeuten und offenbaren
gemeinsames Blut.
Es gibt einen bei uns häufig vorkommenden Flurnamen: Jöhrn (Schmalejöhren,
Sandjöhrn, Auenhofjöhren, Schmaljahrt u. ä. m.). Darin steckt ein Grundwort
JORD, pl. JÖRDEN, das ein Ackerstück von bestimmter Größe bedeutet. Das ist
zumeist noch an dem Bestimmungswort zu erkennen: Veierjöhren, Fiefjöhren. Das
Wort kommt vom altsächsischen GARD, lautete im Mittelalter JART und besteht
heute noch im Englischen als YARD, im Nordfriesischen als JORT. In dieser alten
Form lebt es bei uns. Das G erscheint bei uns als j. Dieser alte Lautvorgang ist
am reinsten im Englischen und Friesischen ausgebildet, und man nennt diese
anglofriesischen Formen ingwäonische. Sie bezeugen uns immer, daß die fraglichen
Wörter aus einer Zeit stammen, wo die Angelsachsen sich noch nicht von uns
gelöst hatten; es sind uralte Reste des Niederdeutschen aus einer Zeit, die noch
vor der ältesten niederdeutschen Dichtung, dem Heliand, liegt. Daß solche Wörter
bei uns vorhanden sind, sagt uns, daß die Siedler aus dem altsächsischen
Stammesgebiet eingewandert sind. Zu den Ingwäonismen gehört der Übergang von
altem ÊT zu itt. Die Holsteiner sagen 'hitt' für altes HÊT (= heiß). Die
Lübecker brauchen 'heet', und wir sagen 'heit' mit Zwielaut. Wir kennten also
diese Eigenheit (ÊT > itt) nicht mehr, wenn nicht bei uns in Flurnamen das alte
Wort 'Jitt' vorkäme. 'Jitt' bedeutet Ziege, Geiß (Jittmaur, Jittsöll =
Ziegenmoor, Ziegensoll [Wasserloch]). In diesem 'Jitt' steckt das altsächsische
'gêt'. Ebenso gehört das Wort 'Jirrer' (in Südlauenburg 'Jidder') für 'Euter'
(as. ÜDER, IEDER, altfries. UDER, IDDER, mnd. UDER, JÜDDER, JEDER) hierher. Das
Wort ist im ganzen Kreise in vollem Gebrauch 162). Jedes Kind
kennt auch den 'Maisäwer', den Maikäfer (holsteinisch Sebber). Auch diese
Wandlung von K zu TS und S ist den erörterten Lautvorgängen zuzurechnen. Alle
diese Wörter insgesamt sagen uns, daß hier von Westen her gesiedelt worden ist.
Die Verbreitung eines Wortes, wie 'Jilk', 'Jild', das eine junge, trächtige Sau
bedeutet, läßt uns einen Gegensatz zwischen Nord und Süd erkennen. Das Wort geht
dem Aussterben entgegen, wird aber noch im jüch-Bezirk erinnert bis hinauf nach
Breitenfelde. Dieses alte Wort (ags. GIELTE, mnd. GELTE, engl. YILT) sagt uns,
daß die Besiedlung unseres Südens noch andere Kolonisten herbeigeführt hat, und
zwar von Süden aus der Landschaft südlich von Lüneburg.
Schließlich gibt es Wörter, die einen Abstand von Nordelbingen bedeuten. So wird
das im Holsteinischen übliche 'gau' = 'schnell' in Lauenburg nicht verstanden,
ebensowenig die Form 'de günt', 'de güntsiet' = 'die andern, die da drüben, die
da jenseits'.
Und wiederum gibt es Wörter, die einen Abstand vom Osten bedeuten. Der Hofplatz
heißt bei uns noch überall 'dei Stä', 'Hofstä',
______________
162) Den Hinweis auf die Ingwäonismen 'Jörd, Jitt, hitt' entnahm
ich Teuchert, Der mecklenburgische Sprachraum. Rostock 1929.
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'Hofstäd', 'Hofstäch' (in Dassendorf: upm Hoff, in Lütau auch wohl: Ruum).
Jenseits unserer Ostgrenze sagt man 'Faalt'. Dort kennt man keine 'Hofstä'. Bei
uns wiederum kennt man jenes Wort nur als 'Meßfaal', 'Meßfaat' = Dungplatz,
höchstens ganz im Osten (Zecher) als 'Kaufaalt' u. ä. = Platz zum Übernachten
der Tiere.
Auch die Verteilung für den 'Ebener' quer über der Deichsel, an dem die
Schwengel sitzen, ist lehrreich: Steinhorst: Töch, Tööch. - Übergangszone:
Töch/Wach. - Osten: Wach(t). - Südlauenburg: Schirr und Wach (letzteres wird
zurückgedrängt).
Besondere Fälle: Fuhlenhagen: Tüch. Dassendorf: Waag. Gudow: Töch, Wach.
Wangelau: Schär. Möhnsen: Waff. Westfälisches 'Töch' im Westen, mecklenb. 'Wach'
von Osten, vordringendes 'Schirr' aus dem ferneren Süden
(ostfälisch-kalenbergisch?).
Ein vielgestaltiges Bild geben die Bezeichnungen für das Messer zum Bearbeiten
der Knicke. Es kommen vor: Hieb, Hiebe - Riete, Dornrieter - Knickmesser,
Knickmetz - Bußmesser, Bußmeß - Tochmesser - Knief, Knieft - Hägensnierer,
Hägenrieter.
Das Verbreitungsgebiet in unserm Kreise mag man sich nach folgender Übersicht
vorstellen:
Westen |
Nord
|
Osten |
Hieb |
Hieb |
Hieb |
Busch = |
Knick = |
Hägen =
Riete = |
Knieft |
Knieft
|
Busch = |
Busch = |
Knieft |
Knieft |
Süd
|
Abb. 11 zeigt die Bezeichnungen für eine 'nicht tragende Kuh'. Am
weitesten gilt von Süden her die alte, umlautlose Form 'nicht drachdig', 'dei
Drach is tauwossen'. Im Norden gilt die Form 'Färkau', die zumeist westfälisch
'Fiärkau' gesprochen wird. Es steht der westfälische Norden gegen anders
besiedelten Süden. Ganz im Süden und nach den Vierlanden hin, aber auch am
Schaalsee tritt 'güst' auf, das auch von 'Pferden' gebraucht wird. Auch 'Buller'
kommt vor 163), 'Quän' ist selten. Bemerkenswert, daß in manchen
Orten kein besonderer Ausdruck für ein solches Tier bekannt ist. Er wird
umschrieben. Bei Bestimmtheit in dem einfachen Gegensatz ist das Bild farbig
genug 164).
*
Wir schauen zurück: Die eingehende Betrachtung unserer Lage
innerhalb der Mundartengebiete zeigt uns klärlich, daß man von einer
_______________
163) 'Wüß' ist eigentlich 'verlassen'. 'Wüst' ist eine Stätte,
wenn ihr Besitzer sie verlassen hat durch Tod oder sonst. Sie ist noch wüst,
selbst wenn sie ein andrer bebaut: alte wüste Stätte des Reimers z. B., obgleich
längst eine hübsche Altenteilskate des Bauervogts. 'Wüß' ist beim Tier recht
eigentlich: 'ohne Gesellen'.
164) Die erschöpfende Wiedergabe von Wortkarten kann ich leider, wie
selbstverständlich, des Raummangels wegen dem Herrn Schriftleiter nicht zumuten.
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K. 11. Wortkarte 'nicht tragende
Kuh'.
Lauenburgischen Sprachinsel nicht reden darf,
ebensowenig von verschiedenen Lauenburgischen Mundarten. Unsere
Landschaft ist wie andere Landschaften in weite sprachliche
Zusammenhänge und Übergänge hineingestellt und in sich wieder
durch feinere Grenzen reich gegliedert. Wir fassen unsere
Erörterungen noch einmal in folgenden Sätzen über unsere
Sprachlandschaft zusammen:
1. Lauenburg ist mundartlich betrachtet ein
Übergangsgebiet zwischen dem niederdeutschen Stammgebiet und dem
Rücksiedelungsgebiet des Ostens.
2. Es gehört einerseits zur
mecklenburgisch-vorpommerischen Sprachgemeinschaft:
Es hat die pronominale Form juch (jüch).
Es nimmt teil an der Diphthongierung (E > EI; O > AU).
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Es nimmt teil an der in Entwicklung befindlichen Tonhebung (E >
I, O > u vor r). Im Gruppenaustausch setzt es allgemein D für G (fri·dn statt
fri·gn).
Es hat keine Hiatdiphthongierung (bugn statt bo·en oder bauen).
3. Es gehört andrerseits zur Mundartgemeinschaft des
Stammesgebietes. Es hat die -et=Formen bei den Verben des Präsens Pluralis.
4. Im Innern bestehen folgende Gebiete:
Der Norden scheidet sich ab (E : EI).
Das Amt Steinhorst grenzt sich ab (E > I, O > u vor n, l + Konsonant) durch
Hebung und Nasalierung.
Im Süden tritt ein umfangreiches Gebiet heraus mit der Form jüch, jüg für 'euch'
(Dat. plur., auch possessiv).
In dem äußersten Süden Lauenburgs findet sich noch ein bedeutsamer Küh-Bezirk,
der die 'Mersk' genannte Landschaft mit umfaßt 165).
5. Ein Zug zur Rundung geht von Norden und Osten durch den Kreis
nach Süden mit dem Hochpunkt im Gebiet um Lauenburg; ein Zug zur Tonhebung geht
durch den Kreis von Süden nach Norden mit dem Hochgebiet im Amt Steinhorst.
6. Die alte Sprache des offenen Landes hat Hebung aller offenen
Vokale vor l, n + Konsonant auf den geschlossenen Vokal und Längung. Die
Stadtsprache scheidet sich von der Sprache des offenen Landes besonders dadurch,
daß sie an dieser Erscheinung nicht teil hat. Auch hat sie weithin die
Diphthongierung aufgegeben.
7. Alter Zusammenhang mit dem niedersächsischen Stammesgebiet in
Holstein ist in uralten Wörtern, in Wortschichten von Westen nach Osten
abnehmend, klar erkenntlich; ebenso läßt sich ein Zusammenhang mit südlichen und
südwestlichen Ursprungsgebieten im Wortschatz verfolgen. Im Kreise selbst lassen
die Wortkarten die Gliederung von West nach Ost wie von Süd nach Nord deutlich
erkennen.
Die geschilderten Lautwandlungen und Wortabgrenzungen sind die Ursachen für den
Umfang an klangreichen Abtönungen und für die Fülle des Ausdrucks, wie sie
unsere kleine und so reiche Sprachlandschaft birgt.
________________
165) Altfr., alts. MERSK = Marsch.
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IV.
Wir kommen nun zu der Überlegung, wie die sprachlichen
Verhältnisse unserer Mundart sich, geschichtlich gesehen, entwickelt haben.
Es wäre schön, wenn man die Mundart kennte, wie sie vor etwa 500
Jahren gesprochen worden ist. Nun hat man wohl Urkunden jener Tage. Sind sie
aber ein Zeugnis der Mundart jener Zeit? Geben diese schriftsprachlichen Formen
die damals gesprochene Sprache wieder? Die Forschung hat Grund anzunehmen, daß
doch mancherlei Abweichung bestehen muß.
Ein kleines Beispiel mag uns überzeugen. Unser Dorf Gudow ward um 1230
Godowe geschrieben und wird heute noch 'Gaudo, Gauro(g)' gesprochen. Es muß
wegen dieses 'au' vorher immer 'Gôdow' gesprochen worden sein. Trotzdem wird es
um 1500 sowohl 'Godow' wie auch ,Gudow' geschrieben, welch
letztere Schriftform ins Hochdeutsche übergegangen ist. Die Schriftform 'Gudow'
ist entstanden, weil für das Eigenschaftswort 'gut', das damals auch 'GÔT'
gesprochen worden sein muß (heute 'gaud'), die Schreibung 'gut' eben Gewohnheit
geworden war. Diese Schreibung 'gut' für gesprochenes 'GÔT' hat sich auch auf
das Hauptwort 'Gut' (Landgut) übertragen. 'Güter' schrieb man damals zumeist
'gueder'. Die Neigung, U für Ô zu schreiben, entstammt dem Ostfälischen und mag
sich mit anderm Schreibgebrauch vom Magdeburger Rechtszentrum aus verbreitet
haben. So finden wir in Urkunden weiter unten neben 'dôn' (= tun, heute 'daun')
auch 'dun*. So heißt es 'trulich tho donde' (= getreulich zu tun) neben 'tho
dunde und to latende' (= zu tun und zu lassen). Es ist deutlich, daß
Schriftsprache und Mundart auch damals im Mittelniederdeutschen nicht immer
übereinstimmten.
Gab es denn damals überhaupt eine Schriftsprache? Wenn man nicht eine absolute
Einheitssprache verlangt, sondern sich begnügt mit der Tatsache, daß durch weite
Gebiete der Landschaft jeweils ein Schriftsprachgebrauch entstanden war, der es
vermied, bestimmte stark abweichende Züge der heimischen Mundart zu übernehmen,
dann muß man die Frage bejahen.
Nachdem die heimische Volkssprache zuerst in Stadtrechten u. ä. Urkunden Eingang
gefunden hatte und sie auch von fürstlichen Kanzleien gebraucht wurde, kam
selbst die Kirche nach, und während des 15. Jahrhunderts hatte das
Mittelniederdeutsche seine Blütezeit. Das Mittelniederdeutsch ist in seiner Höhe
gradezu ein Beweis für die Blüte des deutschen Bürgertums jener Zeit und für
seine heraufgekommene Selbständigkeit.
Und in diesem blühenden Mittelniederdeutsch gab es nun als besondere
Mundartgruppen das Westfälische, das Ostfälische (Zentren: Hannover,
Braunschweig-Magdeburg), das Nordniedersächsische u. m. Das uns angehende
Nordniedersächsisch umfaßt dabei das Ostfriesische, das Nordalbingische
(Hauptorte: Bremen, Hamburg, Lüneburg, Kiel, auch Dithmarschen) und das
Ostelbische (Lübeck und Mecklenburg).
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Man kann sich für jene Zeit den Einfluß des Lübecker
Verkehrs, des Lübschen Rechtes kaum groß genug denken. Lübeck konnte schon eine
gewaltige Sprachprovinz in der Gefolgschaft seiner Schreibweise halten und
lebendig formen, wie es selbst ja in seinen Ursprüngen westfälischer Art war
(Soest!).
*
Wenn auch die Schriftsprache, wie oben ausgeführt, nicht mit der
gesprochenen Mundart übereinstimmte, so ist es dennoch von überragender
Bedeutung, zu wissen, wie die Schriftsprache sich charakterisierte, um danach
vielleicht doch auf die Entwicklung der Mundart schließen zu können.
Wohin gehörte die Lauenburgische Landschaft?
Zur Vergleichung unserer Urkunden benutzen wir die nebengedruckte Übersicht über
wichtige Unterscheidungspunkte in den fraglichen Mundartgruppen 166).
Für die Vergleichung habe ich nur Urkunden genommen, die dem Leser leicht
zugänglich sind. Sie sind unten angegeben, und sie werden in den Beispielen nur
mit ihrer Nummer gekennzeichnet 167).
Aus I lassen wir zur Kennzeichnung einen Satz hier folgen. Im
Bederegister von 1525 (I) heißt es:
Duth alle hefft Clemens van Bulow gheboreth unnd m. g. H. hefft oth ohme
geschenketh vor synen Densth unnd by den eben Dath register syner Gnaden ßo
thogesticket (? gestiddet 168).
Unsere Urkunden zeigen vielfach die weit verbreitete schriftsprachliche Form
'desse', dazu auch die ältere Form 'disse'. 'Düsse' aber ist die namentlich im
Ostfälischen des 15. Jahrhunderts übliche Form; besonders aber
'düt' (geschrieben 'dut') ist nur ostfälisch.
_______________
166) Die vorgelegte Übersicht wie auch die zur Untersuchung
vorgetragenen Forschungswege gründen sich auf A. Lasch, Mittelniederdeutsche
Grammatik, Halle 1914.
167) Nachweisung der Urkunden:
I. Landtbederegister 1513-36
Staatsarchiv Kiel. (Lauenburgischer Heimatverlag, Ratzeburg, 1935.)
II. Der Herzog Bernd von Sachsen belehnt die Vettern Lützaw mit
den Gütern Dutzow und Gr. und Kl. Turow D. D. Lauenburg, 1434, Mai
1. (Vaterländ. Archiv f. d. Hzgt. Lauenburg II, S.
400.)
III. Bernhard von Sachsen an den Rat der Stadt Lübeck 1424.
(Archiv d. Vereins f. d. Gesch. des Hzgts. Lauenburg IV 1,
S. 62.)
IV. Eben derselbe, 1461, Mai 24.
(Archiv d. Vereins f. d. Gesch. des Hzgts. Lauenburg IV 1,
S. 62.)
V. Andreas Wagendriver, Vogt zu Ratzeburg, an Lübeck. Ebenda,
1466. (Ebenda S. 64.)
VI. Johann von Sachsen an Lübeck, 1466. (Ebenda S.
67.)
VII. Urfehde der beiden Broyt zu Buchholz, 1555.
(Ebenda S. 77.)
VIII. Beschwerdeschrift des Bischofs von Ratzeburg Johann von
Parkentin gegen den Herzog Johann von Sachsen, mitgeteilt von P. Arndt. (Vaterl.
Archiv f. d. Hzgt. Lauenburg I, S. 289.)
IX. Vertrag des Orgelmachers Scherer mit dem Domkapitel zu
Ratzeburg, 1551. (Archiv d. Vereins f. d. Gesch. des Hzgts.
Lauenburg IV 2, S. 100.)
168) 'to steden' (tosteden) wird in den Urkunden für 'zustellen'
gebraucht. 'Stede' wird ostfäl. 'stidde', vielleicht bedeutet die schwer
leserliche Stelle ('tostidden' = zustellen) 'thogestiddet' = zugestellt.
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Kennzeichnende Eigenheiten der
mittelniederdeutschen Mundartgruppen.
|
WESTFÄLISCH:
|
|
OSTFÄLISCH: |
|
NORD-NIEDERSÄCHSISCH
(Küste Nordalbingien, Ostelbien): |
DESSE (DÖSSE,
seltener DÜSSE),
DESE = dieser |
|
DÜSSE (vorher DISSE,
DESSE)
besonders ist DÜT (sonst DIT)
ostfälisch [dazu SÜS, ALDÜS] |
|
DESSE
(ist überhaupt die allgemeine
schriftsprachliche Form)
|
EM - ihnen (neben
EME) |
|
ÖME, ÖRE, besonders
ÖT ist ostfälisch |
|
Nordalbingien GYM, JÜM =
schriftspr.: EME, EN
|
Fürwortformen: MÎ, DÎ, JÛ
|
|
Neben dem Dativ MI
auch ME |
|
MÎ, DÎ, JÛ im
Dativ u. Akkusativ |
(Û, ÛWE, ÛCHE)
heutiges Westfalen: ÛCH
|
|
Die Akkusativform
dringt durch:
JÜCH (< JÜK < IUWIK,
Sprechform: GIK) |
|
GIK [noch in
Lüneburg. Urkunden] |
-ÛS kämpft mit uns
|
|
Neben UNS noch ÛSE
(für älteres
OS [= ÖS (?) und NASAL] |
|
ÛSE/UNSE |
-ET kämpft mit schriftsprachlichem -EN
|
|
-ET kämpft mit
schriftsprachlichem -EN |
|
-ET/-EN |
Vielfach HEBBT (zu HEBBEN)
|
|
HE HEFFT = er hat (he
hefft ist die im weitern Gebiet herrschende Form) |
|
DE GÖNNE, GÖNSYT für
DE GENNE, namentlich nordalbingisch |
NÎN (NÊN) kein
WENTE > WINTE = denn, weil
Neben UNDE (ANDE, ENDE) auch INDE
|
|
Früher Eintritt von
EDDER, WEDDER, NEDDER. |
|
WEDDERSTAL =
Widerstand |
VRENT (VRÖNT), selten VRINT = Freund
|
|
VRÜNT |
|
VRÜNT, LANSTEN,
Kurzform, i. bes. holsteinisch
|
SAL, KONDEN = soll, konnten
|
|
SCHAL, KUNDEN (auch
MUCHTEN) |
|
|
Nicht: MINSCHE = Mensch
|
|
MINSCHE. Auch die Mehrzahlform
MEN(N)E = Männer
|
|
|
QUIK = Vieh
|
|
QUEK |
|
|
ORN, ORD, > ARN, ARD, z. B. KARN Korn, VULBARD
Vollmacht
|
|
VULBORD |
|
|
-SCHOP |
|
-SCHUP) z.B. MASSCHUPPIE = Genossenschaft)
GÔT, GUT, GUDERE
(neben gesproch. GÔT)
DUN, DÔN (neben gesproch. DÔN)
8ÜLF steht voran vor SÖLF (SELF)
PILS oft für Lehnwort Pelz
|
|
-SCHOP/-SCHUP |
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Weitere Beispiele: mit dißem breffe (II), in dussem
unserm lehnbreffe (II), dusse itzigen Lützowen (II),
duet hueß und guet tho Dussow (II), by dusseme jegenwardigen
(Schreiben) (II).
'He hefft oth ohme geschenket' = er hat es ihm geschenket (in I).
Dieses 'ohme' (gesprochen 'öhme') ist die aus 'ehme' gerundete Form; sie kommt
in nordniedersächsischen Texten älterer Zeit, z. B. in der Chronik der
nordelbischen Sachsen neben 'ehme' vor. Aber es sind namentlich ostfälische
Texte, die schreiben 'OME', 'OM(E) (= ihm, mask. u. neutr.) und 'ÖRER' (= ihr)
wie auch 'ÖM' (ÖN) (= ihnen, 3 P . pl. dat.). Vor allem ist das
daran angelehnte 'öt' (= es) ganz eigentlich ostfälisch.
Es verspricht in der Urkunde IX der Orgelmacher: 'dat ick ohne
will maken ein Wark in orer Domkarken'. In VIII heißt es 'ohre
Gewalt', 'ohre erven', 'ohre naburn'. Und in VII schwören die beiden Fischer aus
Buchholz Urfehde, und 'de Lubischen vischere sollen de genamen nette ohnen ock
wedder levern'.
Erschöpfend in allem ist das Studium der Urkunde II. Diese
Rechtsurkunde bezeugt auch die oben erwähnte Schreibung 'gut', 'gueder', 'uth
gudem fryen willen und gudem rade'.
In VIII schwören die Buchholzer, 'nummermher solche gefennknus in
unngueden to gedenncken'. Die alte Rechtsformel 'to donde unde to latende' steht
in V als 'to dunde unde to latende'. Diese Eigenheit ward oben
bereits erörtert.
Den alten Kampf zwischen 'ÛSE' und 'UNS' liest man noch in III, wo
neben 'unseme' auftritt: 'useme voged', 'useme bolen', 'unde hopen ... dat gy us
dar nicht ane hinderen willen'.
Der weiter oben besprochene Kampf zwischen -et/-en schimmert kaum durch. Neben
gelegentlichem 'hebbet' erscheint durchweg die Mehrzahlform: 'se hebben', 'se
mosten' usf. In dieser Beziehung ist die Lage wie im Lübischen, das damals auch
die kolonial entstandene Form -en schriftsprachlich hatte. Heute scheidet sich
Lübeck wie auch unser Lauenburg scharf durch die Endung -et von dem östlichen
Gebiet. In beiden Fällen wird es so sein, daß hier die koloniale Form
schriftsprachlich die eigentliche Mundartform -et überdeckte, die sich
durchgesetzt hatte als Form des altsächsischen Stammlandes.
Von sonstigen ostfälischen Eigenheiten erscheinen: 'sonst keinen MINSCHEN' (II),
'unde unse armen MENNE', d. h. Männer. (So werden im Schreiben des Herzogs (VI)
die Buchholzer genannt.) 'dewile se beide mit densulven nemern (?) MASSCHUPPIE
unnd vischerie tho gelicken dele hebben (III), 'FRUNDEN, 'fründes
(II), frundliken (V), 'ersamen guden frunde' (IV,
V), 'hen EDDER herwedder' (II), 'neddriges Gerichte'
(II), 'idt sy edder na der Sassen edder Stichtischen Scheide'
(nach der Sachsen oder des Stiftes Grenzscheide) (II). Allgemein
liest man 'SCHALL' und nicht westfälisch 'sall'. Auch findet man 'de se bi uns
don konden und MUCHTEN'.
Die Beispiele können uns überzeugen, daß dem Schriftgebrauch der Herzoglichen
Kanzlei der ostfälische Charakter zugesprochen werden muß. Südlicher Einfluß,
unter anderm aus dem Magdeburger Rechtsmittelpunkt heraus, hat die
Schriftsprache mit geformt. Das bedeutet offenbar ein Stück kultureller
Selbständigkeit Lübeck gegenüber, was in seinen Ursprüngen und in seiner
sonstigen Auswirkung weiter zu untersuchen bleibt. Offenbar aber hängt dies mit
der Herkunft des Herzogshauses zusammen.
Zunächst bleibt zu fragen, ob dieser Schriftsprachgebrauch die neben dem
Herzogshofe wichtigste Kulturzelle unseres Landes, das
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Domkapitel, erfaßt hat. Untersuchungen 169) haben
gezeigt, daß die Domgeistlichkeit durchaus bodenständig war und daß die als
bedeutsam zu schätzende Bildung der Domherren vielfach der Rostocker Universität
ihre Studienanleitung verdankte. Es stand danach zu erwarten, daß ihre
Schriftsprache immerhin abweichende Züge aufweisen müsse, da Rostock, das nach
neueren Untersuchungen ebenso wie Lübeck hochprozentig westfälisch besiedelt
worden ist, immerhin in seiner Rechtssprache den Schreibgebrauch seiner
Kanzleien und damit auch schließlich seiner rechtskundigen Gelehrten
beeinflussen mußte. Sieht man daraufhin die längere, in geschmeidigstem
Mittelniederdeutsch geschriebene Urkunde (VIII) an, die die
Beschwerdepunkte des Kapitels gegen den Herzog enthält und die wahrscheinlich
von dem gelehrten Prior Albertus Maacke abgefaßt ist, und vergleicht man sie
wiederum mit dem Vertrag, wie er mit einem Orgelbauer durch das Kapitel
abgeschlossen wird (IX), so kann man vielleicht folgendes
schließen 170). Die Domgeistlichkeit, in ihren gebildetsten
Vertretern, schreibt ein blühendes Mittelniederdeutsch, das, weit entfernt von
lokalen Färbungen, einen besondern ostfälischen Charakter kaum mehr
durchschimmern läßt[.]
In einfacheren Urkunden (IX), vielleicht von schlichteren
Sachwaltern des Kapitels ausgefertigt, die volksverbundener und mehr nur in der
Heimat ausgebildet waren, konnte sich der Schriftgebrauch doch mehr mit Zügen
ostfälischer Art formen 171). Schwerlich wird man aber eine
völlige Gleichsetzung mit der Herzoglichen Kanzlei annehmen. Das nach vielen
Seiten hin interessante Verhältnis bedarf noch einer eingehenderen Untersuchung,
die hier zunächst nicht weitergeführt werden kann. Für unsere augenblickliche
Betrachtung buchen wir nur das Vorhandensein dieses ostfälischen Bestandes im
Lande überhaupt.
OSTFÄLISCHES in der Urkunde (VIII): volbort (nicht vulbard). de
voget (nicht vaget), syne gudemanns (nicht godemanns), in dusse wyse,
fruntliken. Dagegen WESTFÄLISCHES: kerke (aber kaspel), inr Lande Dertzinghe,
gyfft ene nicht (ihnen nicht), hefft ene (ihnen) genommen ihr quick (= Vieh.
'quick' ist allgemein und westisch, z. B. für Bremen und Rostock bezeugt.
Ostfälisch wäre quek), lengodere (Lehngüter). Charakteristische Volksaussprache
gibt wohl 'Seende' wieder, was 'Sendegericht' bedeutet. (Volksaussprache: Ê für
e vor nd, wie heute auf dem Lande. S. oben Übersicht. Punkt 6.)
*
Noch eine andere Frage ist zu klären, diejenige nach irgendeinem
slawischen Charakterzug der Sprachlandschaft.
Einen eigentlichen slawischen Wortbestand findet man nicht mehr. Slawische
Flurnamen findet man kaum; einige undeutbare sind vorhanden; da ist es dann
leicht, aber auch nicht von Bedeutung, wenn man slawischen Ursprung annimmt.
Selbst dort, wo einem solcher Ursprung möglich erscheint, wagt man ihn kaum
anzunehmen, so selten
_______________
169) Bernhöft, Das Prämonstratenser Domstift Ratzeburg im
Mittelalter. (Lauenburgischer Heimatverlag, Ratzeburg 1932.)
170) Dabei ist vorausgesetzt, daß der Vertrag vom Dom aufgesetzt
ist.
171) Solche sind in IX 'one' = ihnen, 'ore' ihre,
'disse, dit' neben 'desse', 'Wark, Domkarke' mit gesenktem e gegen westfälisches
'er', durchgehendes 'sulv'.
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liegen die Fälle prozentmäßig gerechnet innerhalb der weiten Flur
172).
Es bleiben als feste Zeugen der slawischen Besiedlung eigentlich nur die
Ortsnamen. Wir erörtern einige.
SANDESNEBEN (1230 Zanzegnewe) wird von Hey auf Grund des
Personennamens Sadignevy (mit nasalem a) gedeutet als 'Familie Rechtszorn,
Rechtsstrenge'. Es ist festzustellen, daß heute noch das Wort gesprochen wird
mit nasalem, knarrendem a ohne das n, wie oben erörtert wurde.
LABENZ, Labendz, Labends, Labendtken sind Ortschaften auf pommerisch-preußischem
Kolonialboden und werden auf slaw. LABEDZ (mit nasalem ä) d. h. Schwan
zurückgeführt. Daher meint Hey auch unser Labenz (1394 Lawenzke)
mit dem genannten Wort in Verbindung bringen zu können (LABEDZA =
Schwanenwasser. LABEDSK = Dorf am Schwanenwasser). Die heutige Sprachform ohne n
mit nasalem, knarrendem ä und dem Ton auf der letzten Silbe 'Lebäs' wäre dann
als Fortsetzung der früheren Sprechweise zu deuten.
Daß Wenden dort lebten, wird ja auch durch die ausdrückliche Namengebung eines
Dorfes WENTORF b. Sandesneben, eines Dorfes mit slawischen Siedlern in deutschem
Rechtsstand, bezeugt. Wentorf (spr: Wiendörp) bedeutet Wendendorf.
Im Hannöverschen Wendland wird die slawische Sprache noch für das 17.
Jahrhundert bezeugt, betreffs des südwestlichen Mecklenburgs noch für das
16. Jahrhundert. Wenn auch die Sprache heute gänzlich in diesen Gebieten
untergegangen ist, so erinnern doch Eigenheiten der Lautgebung im Wendlande
durchaus an jenen Zustand. Noch spricht man dort Nasalvokale, und noch läßt man
das anlautende 'h' aus.
Halten wir uns dies vor Augen, so verstehen wir folgendes. Kobbe und Masch lesen
einen Ort 'Onekenvelde', der in einer Urkunde von 1271 benannt
wird, ohne daß sie sagen könnten, wo dieser Ort unterzubringen sei, es müßte
dann schon HAMFELDE sein, wie sie bemerken, das im Zehntenregister 'Honvelde'
genannt werde 173). Honvelde wird
_______________
172) In Witzeeze fand ich den Flurnamen 'Rön', den alle Kinder der
Schule gleichmäßig mit reinem, nasalem ö sprachen. Woher die Nasalierung? Wie
ein Block liegt dieser Lautbestand unter allen andern Flurnamen des Dorfes. Die
slawische Deutung (RÒGU Horn) wäre für die betreffende Flur zutreffend. Es
bleibt die Versuchung, sich einen solchen Tatbestand in dieser Richtung zu
erklären.
Wie vorsichtig man mit der Deutung sein muß, zeigt folgendes Beispiel: Eine Flur
bei Lütau, 'Rosüren, Rosien'' genannt, legte die Vermutung slawischen Ursprungs
nahe (- Roggenland < RAZE = Roggen). Die Flur heißt aber auch in den älteren
Urkunden 'Hersin'. Das legte die Vermutung nahe, an folgende Ableitung zu denken
durch Umstellung des r: as. HROS : altfries. HERS - Roß. (Holthausen.
Elementarbuch § 76, 1.) Herr Lehrer Eggers-Lütau ermittelte dann,
daß die Flur von dem angrenzenden Nachbarorte aus tatsächlich 'Horßgreen'
genannt wird. Der Flurname muß also etwa 'Pferdeweide' bedeuten, wenn nicht gar
eine Gestütsweide. Der germanische Ursprung erscheint danach sicher.
_______________
173) Kobbe II, S. 3, Urkunde von
1271 (Verzicht auf Boitin): "Onekenvelde'. Dieser Ort ist jedoch auch
nicht nachzuweisen; es möchte denn Hamfelde, im Zehntregister Honfelde genannt,
hier zu verstehen sein."
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um 1500 Hanvelde, Hangvelde geschrieben; das 'ng'
deutet noch die Nasalierung an. Wie könnte 'Honvelde' im slawischen Munde anders
gelautet haben als 'Ongvelde', nasal und mit ausgelassenem 'h'? So war es
möglich, daß der Schreiber der Urkunde 'Onekenvelde' setzte als deutsche Form.
Man darf also, wenn Kobbe und Masch mit ihrem Spürsinn recht haben, diese
Bezeichnung 'Onekenvelde' für 'Honvelde' als älteste Darstellung einer
slawischen Sprechweise in unserm Lande ansehen.
Als Zeugnis der slawischen Herkunft sehe ich es auch an, wenn heute immer noch
jeder im Lande spricht mit dem Ton aus der letzten Silbe: 'Ratzborch', im
schnellen Sprechen 'R'tzborch'. Die kleinsten Jungen streiten sich am
See, ob das anlangende Motorboot ein Lübecker oder Ratzbörger sei. 'Ratzeburg'
mit dem Ton auf der ersten Silbe wäre völlig unmöglich trotz sonstigem 'Eßborg'
(Escheburg), 'Steinborch' (Steinburg) u. ä. im Kreise. Die undeutsche Betonung
des Wortes streitet in diesem Falle für die Tradition, die immer slawische
Deutung ('Ansiedlung des Ratibor' - Ratiborj) annahm.
Zur weiteren Betrachtung wenden wir uns der anliegenden ORTSTAFEL zu.
Es fällt auf, daß verschiedene Ortschaften um 1500 mit der Endung
em erscheinen, obwohl sie schon um 1230 mit en
angegeben sind. Wie kommt es, daß das Kühsen von 1930, obwohl es
1230 Kucen geschrieben wurde, jahraus, jahrein durch die
Jahrhunderte 'Kühsem(b)' geschrieben wurde 174). Wie konnte man
das alte Ziethene um 1525 'Sythem' neben 'Sytin' schreiben? Ich
sehe darin das Bemühen der Siedler, sich die ihnen fremden Namen, zumindest mit
der Endung dem Klang und Sinn der Heimat anzugleichen, wie es ihnen ihre Treue
gegen diese eingab. Sie deuteten sich die Namen als 'Heim' 175),
wie sie andere Namen mit -SE endeten, als ob ein 'HÛSE' 'Haus' zugrunde lag. So
ist Göldenitz 'Goldensee' 1525 natürlich nie als 'See' gedacht
worden, wie jenes 'Goldensehe' im Schaalseegebiet, sondern so, als ob,
von dem Personennamen Goldon kommend, ein GOLDINHÛSE(N) > Goldense(n) bestanden
hätte. Namen wie 'Fitzen' und 'Lehsten', die man, obwohl vielleicht slawisch,
doch deutsch verstehen konnte oder die gar deutsch waren (LESTEN = Weg, Spur?
Fitzen = Fietzenhusen vom Personennamen Fizo?), konnte man ruhig bestehen
lassen. Daß jener Zug zur Eindeutschung bestand, bezeugt auch die Schreibung
'Kittelße', die noch durch die heutige Aussprache 'Kittels' bestätigt wird, für
den Ort Kittlitz, der 1230 Kitlist ge-
_______________
174) Kühsen wird heute mit geschlossenem, aber geschärftem ü und
scharfem 'ß' gesprochen.
176) Das sehr alte Wort HÊM (Heim) tritt zumeist nur in der
Schwundstufe auf als (h)em, (h)eme, um, ume, m, me, e, in Verbindung mit
Personennamen als
-NHEM > NEM > NE oder -SHEM = SEM > SE[.] Dieses
-SE ist nicht mehr zu unterscheiden von dem Grundwort 'HÛS', das in der
Schwundstufe aus HÛSE > SE wird oder mit Personennamen als -IS-HÛSE(N) > ISSE(N)
oder ITZE(N), als -NHÛSON > ENSEN wird. Diese Bildungen kann man gehäuft
studieren im hannoverschen Gebiete, z. B. EKEME > ECHCHUM (1322) >
ECHEM (1344), heute Echem bei Lüneburg, wozu wir uns in unserer
Heimat etwa rückwärts denken könnten: Büchen < Böken < BOKEM < BOKUM < BOKEME.
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Tafel der Ortsnamen.
|
Name: |
|
Mundart: |
|
Um
1500: |
|
Um
1200: |
|
Parallelbeispiel
aus Hannover |
Kühsen |
|
Kühßn |
|
Kühßem,
Kühßemb
(v. 16. bis ins 18.
Jahrhundert) |
|
CUCEN 1230 |
|
|
Ziethen |
|
Siet'n |
|
Sytin 1525,
Sythem 1532 |
|
ZIETHENE 1158 |
|
Süthen (Zetene,
Suthene)
im Wendland |
Bröthen |
|
Bröth'n |
|
Brothem
1517, Bruttem 1525 |
|
BROTNE 1230
BROTNE SILVA 1194 |
|
|
Krüzen |
|
Krüttz'n |
|
Krudsem
1520, Kruttzem 1532,
Krutzingen |
|
CRUTSEM 1230 |
|
Kreutzen (Krutzinge),
Bez. Soltau |
Kehrsen |
|
Kehrß'n |
|
Kerßem
1517 |
|
KERSEME 1194 |
|
|
Fitzen |
|
Fitz'n |
|
Vitze 1525 |
|
VITZIN 1230 |
|
Vitzen (Vitzingen,
Vitze), Bez.Fallingbostel |
Lehsten |
|
Leiß'n |
|
Leystenn 1517,
Lesthen 1520 |
|
LESTEN 1194 |
|
Leisten (Lesten,
Lysten) Wendland |
Göldenitz |
|
Göölz |
|
Goldenisse, Goldense
(um 1525) |
|
GOLDENEZ 1217
GULDENIZE 1230 |
|
Gülden (to Guldn,
Goldien, Gulden)
Wendland |
Römnitz |
|
Röm(ni)tz
|
|
Rodemys 1532 |
|
RODEMOZLE 1194 |
|
Redemoissel
(Redemutzle),
Reg.-Bez. Lüneburg |
Kittlitz |
|
Kittls |
|
Kittelße 1520
|
|
KITLIST 1230 |
|
|
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schrieben wurde. Danach kann man sich ein Bild der
Eindeutschungskraft machen, die sich an den Siedlungsnamen betätigt.
Obwohl also die erwähnten Namen im Amte Steinhorst mit ihrem Lautklang
übernommen sind, weil dort vermutlich innerhalb der Rodungssiedlungen jene
Slawensiedlungen unter deutschen Rechtsverhältnissen bestehen blieben, so gibt
es doch auch Gebiete, in denen der Deutsche die Ortsnamen sich eindeutschte, und
dazu gehört besonders jener beschriebene Bezirk im alten Polabengau. Und die
Siedler, die sich so verhielten, müssen aus Gegenden gekommen sein, wo die
-em-Dörfer bestanden, und das wird altsächsisches Gebiet Hannovers sein können
176).
*
Nach diesen Vorbetrachtungen versuchen wir nunmehr, die
Entwicklung darzustellen. Die Scheide e/ei schließt den nördlichen Teil
Lauenburgs ab. Dieser Teil umfaßt im wesentlichen die Güter Schenkenberg,
Rondeshagen, Kastorf, Bliestorf, Grinau und Tüschenbek. Das letztere ward
1571 an den Statthalter Heinrich Rantzau verkauft, die übrigen sind
schon vor 1400 der Lehnsverbindung zu Lauenburg entzogen und in
die Hände der Lübischen Patrizier geraten. Sie sind insgesamt freie Erbgüter
geblieben 177), lebten als Adelige Gerichte ihr Eigenleben und
waren in kirchlicher Beziehung nach Grönau und Krummesse eingepfarrt. Diese
Abgliederung in dreifacher Richtung ist bestimmend geworden. Es blieb vermutlich
auf Grund der ursprünglichen Siedlungsverhältnisse der sprachliche Anschluß im
wesentlichen an Holstein erhalten. Lübisch-Holsteinisch ist es, wenn das lange e
erhalten blieb. Wenn auch heute die genaue Linie nicht mehr erhalten ist und
sich nur eine Übergangszone gemischter Lautgebung ermitteln läßt, so braucht man
doch nur die Kirchspielsgrenze anzusehen, um die frühere genauere Scheide zu
erkennen. In der Karte (5) ist die Zugehörigkeit der Orte zum
Kirchspielsort durch Pfeile angedeutet. Dabei darf überhaupt gesagt werden, daß
Kirchspielsgrenzen von größter Bedeutung für die Zellenbildung innerhalb der
Sprachgemeinschaft gewesen sind. Man braucht sich nur vorzustellen, wie oft, wie
lange und in welcher Dichte am Kirchort alles zusammenströmte. Am Kirchort
bildeten sich die Gastverhältnisse, dorthin führten die Feste, dort wurde alles
verhandelt, selbst amtliche Geschäfte wurden dort erledigt an den Sonntagen. Von
Kindesbeinen an erlebte man dort den ersten größeren Mittelpunkt des
öffentlichen und größeren Lebens, und das in einem Maße, daß selbst die Kirche
es verbot, bestimmte weltliche Geschäfte an solchen Tagen
_______________
176) Vgl. die lehrreiche heimatkundliche Betrachtung von
Matthießen: 'Labenz' in der Kieler 'Heimat' 1933.
177) Wie sehr die Besitzverhältnisse zugleich die
Bevölkerungsverhältnisse beeinflussen mußten, dafür ein Beispiel. Der Besitzer
von Schenkenberg, Thomas von Kalven, befand sich in der Haft Lübecks, weil er
die Gerichtsbarkeit des Rats nicht anerkennen wollte. Damit ein Krieg vermieden
werde, vermittelte der Herzog von Holstein. Kalven wurde entlassen, nachdem er
jene Anerkennung ausgesprochen hatte und zugesagt, Handwerker und Amtsstörer von
seinen Gütern wegzuschaffen. Dies letztere mußte gradeswegs eine Umsiedlung
bedeuten zugunsten der holsteinisch-lübischen Seite. Das war um 1570.
(Kobbe III, 357.)
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zu erledigen. Auf dieser lebensvollen Gemeinschaft des Blutes
und Gemütes erwuchs jene gemeinsame Art des seelischen Ausdrucks in Wort und Ton
der Sprache.
Die zweite Scheide betrifft das spät urbar gemachte Amt Steinhorst. Dieses ist
hervorgegangen aus der allmählichen Vereinigung von adeligen Höfen und Dörfern.
Als große Grundherren treten zuerst die Zülen auf, die wohl vorher im
holsteinischen Dorfe Sühlen saßen. Nach 1400 erst kam das Amt
allmählich durch Kauf in die Hände des Herzogs. Wesentlich bleibt, daß das Amt
von 1575 bis 1739, während eines Zeitraumes von fünf
bis sechs Geschlechtern zu Holstein gehörte. Eine solche Zeit genügt grade, um
bestimmte Eigenheiten einer Mundart sich entwickeln zu lassen. Die lange
Abtrennung von Lauenburg, andererseits die Unmöglichkeit, etwa mit Holstein
zusammenwachsen zu können, hat hier jene oben geschilderten Unterschiede
organisch wachsen lassen, die im Süden Lauenburgs zu manchem gutmütigen Spott
herausfordern, so sehr wird der Abstand gefühlt.
Wie erklären sich nun diese Züge im einzelnen?
1. Lange Selbstlaute werden meist voll lang gesprochen, wesentlich
gedehnter als sonst in Holstein, Lauenburg, Mecklenburg: Di·k Rûbm (= Raupen) u.
ä.
2. Kurze Selbstlaute, besonders i, werden geschlossen gesprochen
bei aller Kürze, also geschärft: wi·t (weiß), Ki·ß (Kiste), Li·ch (Licht), di·k
(dick) u. ä.
3. Stimmlose Mitlaute im Auslaut, besonders nach Stimmlauten,
erweichen bis zur Verflüchtigung. Man spricht allgemein Kamm (= Kamp), Dî[k] (in
Flurnamen = Teich), z. B. Öwerdi[g], Rûbm (= Raupen, gesprochen wie hochdeutsch
'Ruben').
Mit dieser Erweichung der Schlüsse hängt insgesamt die Abwerfung des t am Ende
zusammen: Liech, Geschiech usw. Diese Abwerfung hat sonst in Lauenburg nicht
statt.
4. Heute nur noch in letzten Resten, aber im Sprachatlas noch
deutlich erkennbar, erscheint die Aussprache des 'sch' im In- und Auslaut als
'-sk' oder 'ß'. 'Diß, Disk, Disker' (= Tisch, Tischler). 'Mins, Minsk' (=
Mensch). 'Fleis' (= Fleisch), 'döss'n' (= dreschen). Diese Aussprache hatte
durchweg im Amte Steinhorst ihren Platz. Im Süden Lauenburgs spottete man über
die 'Labenßker'. Doch wurde die Aussprache auch anderswo absterbend beobachtet
(in Dassendorf, Wangelau, Gudow, Mustin) 178).
Die benannten Erscheinungen sind nun besonders WESTFÄLISCH, worüber man das
Westfälische Wörterbuch von Woeste 1882, S. 361
§ 2, § 3 und S. 366 § 9 c
im Anhang vergleichen kann.
5. Die von uns oben beachtete Nasalierung fasse ich auf als
Ergebnis der Begegnung von westfälischem ûs (für uns) und ähnlichen
_______________
178) Es deckt sich genau mit den Ermittlungen, wenn ein
Achtzigjähriger erzählt, sein Großvater habe zu ihm als einem Jungen beim
Vorüberfahren eines Wangelauers gesagt: "Dor fohrt hei hen mit sien Taßk" (=
Tasche). 'Tasche' war seine Ehefrau.
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Lautungen mit der Nasalierung im slawischen Restbestand der
Bevölkerung.
6. Als Wirkung der slawischen Sprechweise muß man auch die früher
vorhanden gewesene Mouillierung des nd, ld, nd, nt auffassen, als deren weiteres
Ergebnis die Hebung von E auf I und von O (Ö) auf U (Ü) vor ND, LD, NT, LT sich
darstellte. Die Entwicklung verlief also für 'Hände' etwa: HE·N > HE·NJ > HE·INJ
> HI·NJ > HI·N. Ähnlich: MELDEN > MI·LN, Salz > SÛLD, Kälte > KÜ·L. Dabei fällt
dann I > Î und E > Î zusammen: Ende > ηN und Wind > WÎND.
Insgesamt werden die Erscheinungen auf geschlossenes Siedeln einer westfälischen
Gruppe im Amt bei gleichzeitiger slawischer Unterschicht, die erst allmählich
geschwunden ist, zurückgeführt. Das Zusammenschmelzen in dieser Eigenheit ward
begünstigt durch die lange Abgeschlossenheit vom Kreise. Die Auflockerung an der
Grenze im Osten kann zurückgeführt werden darauf, daß verschiedene Dörfer zum
lübschen Nüsse eingepfarrt waren, so Duvensee (zu Steinhorst) und Bergrade (Amt
Ratzeburg). Sirksfelde gehört nach Nusse, gehörte auch zeitweilig (bis
1747) zu Lübeck. Seine mundartliche Stellung ist nicht eindeutig zu
bestimmen. Das macht sich bei den Erkundungen immer wieder bemerkbar. Es gehört
nicht zu Steinhorst.
Dieses Hochgebiet im Steinhorstischen ruft uns noch einmal ins Gedächtnis, daß
die Palatalisierung, d. i. die Hebung und Längung aller Kurzvokale auf den
geschlossenen Vokal, eine Lauenburgische Gesamterscheinung ist, die ebenfalls
vermutlich westfälischem Einschlag zu verdanken ist und die auch dementsprechend
jenseits unserer Ostgrenze in Westmecklenburg zu finden ist, das früher vor
1203 noch zur Grafschaft Ratzeburg gehörte 179).
Wir sehen die besonderen Hebungserscheinungen im Amte Steinhorst als oberhalb
dieser allgemeinen Grundlage an. Über solche Hebungserscheinungen oberhalb jener
allgemeinen Palatalisierung haben wir nun auch anderswo im Kreise beobachtet,
nämlich im Süden. Besonders in der Sachsenwaldparochie in Kröppelshagen und
Dassendorf findet man Hebungen, die ähnlich der Steinhorster Lautgebung sind:
Minsch (Mensch), dinn (denn), winn (wenn), tinsenn (Ende des Hauses), Pilz
(Pelz), Gild (Geld), Guld (Gold) u. ä. In Flurnamen findet man früh solche
Hebungen: Winzenborn neben Wehnzenborn (für überliefertes hochdeutsches
Wendischenborn aus 1630 in Lütau). Ebenso in Namen: Pilzer neben
Peltzer, so auch der Pilsterhof des Joachim Peltzer 1618 in Lütau.
Sind diese Erscheinungen wie in Steinhorst zu deuten? Wir kehren mit den
angegebenen Namen in Südlauenburg ein, in die Ämter Lauenburg, Schwarzenbek und
die Vogtei Mölln. Wir sind im jüch-Bezirk. Offenbar gehen hier die von der
normalen Breite abweichenden Erscheinungen auf OSTFÄLISCHEN Einschlag zurück:
_______________
179) Ein sehr altes Beispiel dafür ist weiter unten erwähnt:
'Seende' für Sendegericht.
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1. Die Durchsetzung des alten Akkusativs JÜWIK
> JÜK > JÜCH und die angeglichenen JÜ und WÜ 180).
2. Die Rundung von E auf Ö: SEVEN > SÖVEN (sieben; schon früh
SOVENÊKEN Siebeneichen statt älterem SEVENÊKEN 181). Dann BREMS >
BRÖMS (Insekt), WI HÊBT > WÜ HÖBT; EM(E), EN(E), ER(ER) > ÖM(E), ÖR(ER). ÖN(E).
Diese Formen sind untergegangen, sie leben nur als 'em', 'ehr'.
Der Dativ der Mehrzahl ist ganz unsicher. Nach den Ergebnissen des Sprachatlas
(Satz 35: Das war recht VON IHNEN) sagt man meistens: von ehr, von
se. Nur wenige, und das entspricht dem heutigen Stand, konnten schreiben: dat
wör recht von em (Krüzen), dat wäur rech von em (Sirksfelde, Büchen,
Mühlenrade), dat weier rech von jem (Kastorf). Ebenso genau antwortete
Götze-Ratzeburg wie in allem, was er meldete: dat wöhr recht von jem. Dieses
'(j)em' ist geblieben von altem 'jöm, jüm' 182)
_______________
180) Daß diese Deutung richtig ist, beweist der Sprachatlas, der
auf dem Blatt für 'euch' einen besondern ostfälischen 'jüch'-Bezirk angibt. Da
ich diese Feststellung erst machte, nachdem ich mir die Vorstellung des
dialektgeograpischen Zusammenhangs durch Schlüsse aus dem Schriftsprachgebrauch
gebildet, so ist dieser Umstand eine wechselseitige Bestätigung der Ableitung.
In folgender Weise folgen die ,euch'-Landschaften im Sprachatlas von Norden nach
Süden aufeinander:
jüch (g)
(Südlauenburg),
|
jo
(westlich v. Lüneburg)
|
jau, jou
(Lüneburg u. östl.). |
jü(c)k
(Hannover, Celle, Uelzen),
|
jüch (jich)
(Braunschweig, Magdeburg).
|
181) Die Erkundungsbogen des Sprachatlas sind sehr
genau gearbeitet mit individuellen Fehlern, die ganz interessant sind; sie
rühren zumeist von der fremden Herkunft des Lehrers her. Doch haben viele sie
von Kindern arbeiten lassen. Fast alle haben in sauberster Kalligraphie
gearbeitet, wenige geben der Schrift eine persönliche Note (wie wieder etwa
Götze-Ratzeburg). Am wunderlichsten hat der niederdeutsche Lehrerdichter
Burmester (aus Niendorf A. St. gebürtig) gearbeitet. Er hat in flüchtigster
Handschrift geschrieben, bei welchem Anblick man sofort an seine bekannten
Streitigkeiten mit seinen geistlichen Vorgesetzten denkt wegen seiner Eingaben
und Berichte, ob sie kalligraphisch zu schreiben wären oder handschriftlich, wie
er sich ausdrückte. Was sonderbar ist, er hat am wenigsten der ihm gegebenen
Ausgabe entsprochen. Seine Angaben entsprechen nicht dem Sprachgebrauch. Schon
die ersten Wörter sind falsch. Dabei legte er seiner Antwort Gedichte an, die er
ins Lauenburgische übertragen hatte aus dem Französischen, Englischen und
Dänischen.
182) Als bedeutsamer Einzelfall dieser Rundung von Ê zu Ô ist das
Wort 'Lömborg' zu nehmen. 'Lauenburg' wird an den Grenzen gegen die großen
Städte Hamburg und Lübeck, wie auch in unsern Landstädten, 'Lauenburg'
ausgesprochen. Im flachen Land heißt es überall 'Loonborg, Loonbörger,
loonborgsch' oder mit Angleichung 'Loomborg' usw. Bei meiner Feststellung
im ganzen Kreise fand ich vor einigen Jahren, daß in unmittelbarer Nähe der
Stadt Lauenburg, nämlich in Krüzen, Juliusburg, Franzhagen, ausgesprochen werde
'Lömborg, Lömbörger, lömborgsch', alles auch mit n. also 'Löönborg' usw. Dieses
'Lömborg', das sehr alt sein muß, ist die Rundung von 'Lêmborg'. Wie aus
'SEVENÊKEN' schon im 13. Jahrhundert 'SÔVENÊKEN' (spr. SÖVENÊKEN)
wurde, das noch heute 'Söméken' ausgesprochen wird - im Gegensatz zu dem
Steinhorstischen SEVENBÖMEN (Siebenbäumen), das noch heute 'Säbenbömen,
S'mbömen' lautet -, so ist LÊWENBORCH > LOWENBORCH (gespr. Ö) geworden. Es fragt
sich nur, was 'LEWEN' bedeutet. Hier ist nicht der Raum mehr, die Gedanken
darüber zu entwickeln; ich werde es in größerem Zusammenhange tun.
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3. Rundung von i > ü vor l: Sülver (Silber) und
alle Verbindungen mit SÜLF (selb).
4. Die Hebung, wie oben erörtert, des E > I vor L: SELF > SILF >
SÜLF, HELGE > HILGE (heilige), ebenso das E > I vor Nasal: Minsche, Himd (Hemd).
Die unter 4 behandelten Erscheinungen kommen hier also aus anderer
Quelle als im Amte Steinhorst. Dort ist die Hebung streng allgemein und folgt
lautgesetzlicher Entwicklung. Im Süden ist sie geographisch zu verstehen; sie
hängt mit der Herkunft der Siedler zusammen. Daher erscheint im einzelnen das
Auftreten der i und u manchmal wie eingesprengt und lokal, was bei den
verschiedenen Siedlungsverhältnissen kein Wunder ist. Es ist schwer im
Einzelfall, zu sagen, ob z. B. die Gruppe um Dassendorf dieses I in 'Gild' dem
unmittelbar ostfälischen Einschlag verdankt oder mittelbarem Einfluß aus der
Siedlungsheimat. Faßt man die im Anhang behandelte Eigenart der Höfenamen und
verschiedene volkskundliche Einzelheiten ins Auge, so kommt man doch immer
wieder auf den Schluß, in diesem Einzelfall die Erscheinungen insgesamt auf
ebenso beschaffene Art der Heimat im Hannöverschen zurückführen zu müssen, von
der es wohl nicht feststeht, ob die Entwicklung aus dem Altsächsischen oder
Ostfälischen kam. Am durchgreifendsten ist die zu Punkt 3 gezeigte
Rundung; sie umschließt den Süden als einigendes Band. Ihr Hochpunkt ist das
Gebiet des Amtes Lauenburg. Offenbar hängt der ostfälische Einschlag mit der
Herkunft des Herrscherhauses der Askanier zusammen. Herzog Bernhard gründete die
Lauenburg. Graf Albrecht von Orlamünde wies selbst unmittelbar den Siedlern in
den Vierlanden Land an und überließ der Kirche in Bergedorf 6
Hufen in Kurslak, Börnsen und Wentorf. Herzog Albrecht I. schenkte
dem Kloster zu Reinbek 1238 seinen Anteil am Dorfe Grande, die
Hälfte von Reinbek, den Hof Mühlenrade und 1242 den Hof Talkau.
Wenn man einen siedlerischen Zusammenhang in den sogen. Klosterdörfern
Mühlenrade, Köthel, Fuhlenhagen und Talkau erkennen kann, und das kann man, so
liegt es nahe, jene jüngeren Rodesiedlungen in die Zeit dieser Anhaltiner zu
legen. Unter Albrecht geschah auch die für unser Thema bedeutsame Gewinnung von
Neubruchland in der ihm gehörigen Marsch zwischen Bleckede und Artlenburg, die
unter seinem Sohne fertig wurde. Das Interesse Albrechts I., der
in schöner Friedenstätigkeit sein Land wirtschaftlich und kulturell
(Kirchenwesen) sehr gefördert hat, steht damit fest 183). Von
seinen Söhnen hören wir Ähnliches. Johann I. (Vertrag von
1261) versprach dem Stifte Ratzeburg für den Zehnten im Lande Dartzink
12 Holländerhufen - -, sobald diese Gegend angebaut sein würde. Es
wurden also Siedlungen geplant. Wenn aber gesiedelt wurde, so kann man annehmen,
daß aus der Heimat der Askanier auch Siedler herbeigeholt wurden, d. h. also aus
der ostfälischen Heimat. Das liegt nahe, falls nicht noch andere Möglichkeiten
in Frage kamen, wie eine solche weiter
_______________
183) Nach Lammert, Die älteste Geschichte des Landes Lauenburg. S.
196 f. (Lauenburgischer Heimatverlag, Ratzeburg) und Kobbe I
S. 303/304, II. S. 3 ff.
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unten erwähnt werden muß. Aus den
Siedlungsvorgängen läßt sich daher der ganze Umfang der ostfälischen Eigenheiten
verstehen.
5. Es bleibt nun noch die sprachliche Merkwürdigkeit zu deuten,
daß es um Lauenburg einen Bezirk gibt, in dem man 'Küh' für 'Kühe' sagt
(Einzahl: Kau). Ein Kuh-Bezirk lockt immer, wo er auch auftritt, die
Aufmerksamkeit der Forscher; denn die Bildung 'Kau:Küh' mit nicht gezweietem,
aber gehobenem Selbstlaut Ö > Ü ist schwierig hinsichtlich des örtlichen
Ursprungs zu ergründen.
In diesen Bezirk gehören Wangelau, Lütau, Krüzen, Buchhorst, Lanze und noch
jenseits der Elbe die Marschlandschaft innerhalb der Linie Artlenburg, Echem,
Lüdershausen und Radegast, welche Dörfer zu Lauenburg gehörten.
1274 verspricht Albrecht II. alle Sorgfalt zur
Erhaltung der Deiche in diesem neugewonnenen Bruchland. Was war vorher?
1258 vergleichen sich Albrecht von Sachsen und Albrecht von
Braunschweig. Sie wollen die Bruchgegend zwischen Bleckede und Geesthacht
gemeinsam zum Kultivieren austun und dann sich teilen, vorher die Lehngüter und
Besitzungen dazu aufkaufen und bestimmte Besitzer (im Amt Neuhaus) dazu auch
entfernen. Es gab also schon Besitzungen dort.
1164 waren ja schon drei Holländerhufen in PALUDE JUTA Erteneburch
dem Stift zu Bistum verschenkt worden. Diese Altsitze, heute noch im Zuge der
'Stücke' und Deiche durch ihre Krümmungen und Altdeiche auffallend, rührten nur
von Ansiedlern her, die solches Siedlungswerk und Deichwerk verstanden, und sie
müssen vor 1164 dort gewesen sein, ein volles Jahrhundert vor der
endgültigen Eindeichung.
Wenn nun für das letzte große Siedlungswerk das Land aufgekauft werden mußte, um
nachher in einer Neuaufteilung ausgetan zu werden, "damit Verluste und Gewinne,
die aus diesem Gebiete gewonnen werden könnten, gleichmäßig geteilt werden
könnten unter den Herzögen", so konnte dieses Verfahren, der Verkoppelung
vergleichbar, wohl durchgeführt werden von den vorhandenen Ansiedlern (mit
Neusiedlern zusammen) "auf holländische Art"; es brauchten nicht Holländer zu
sein, wenn sie nur genügend Tradition und Anschauung in einer solchen Sache
hatten. Es ist durchaus denkbar, daß die Erstansiedler hier (vor 1164)
WIRKLICH 'HOLLÄNDER' waren; denn das war ja nur 50 Jahre erst nach
dem Erstauftreten solcher Holländer in Deutschland (Vertrag des Erzbischofs von
Bremen mit Holländern zur Kultivierung seiner Marschen 1106). Wer
sollte denn anders in Deutschland Erfahrung darin gehabt haben? Stimmt unsere
Überlegung, dann ist die Spracherscheinung klar; denn nur aus
altfriesisch-holländischem Sprachcharakter läßt sie sich ableiten, (CU = Kuh, CY
= Kühe [altengl.], altfr. CU = Kuh, auch westfälisch.)
Konnte denn überhaupt eine Siedlungsminderheit in der Marsch auch auf unsere
nordelbischen Teile mit sprachlichen Eigenheiten übergreifen?
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1. Die KIRCHLICHE Betreuung ging für Artlenburg
zunächst auf Lütau, dann auf Gülzow, dann auf sich selbst zurück. Das ist ein
bedeutsames Band für die Gegend.
2. Auch die Marsch zahlte die Steuer für die Glüsinger
Johannisfeier, die ein völkischer Mittelpunkt gewesen sein muß.
3. Heute noch finden sich GEHÖFTFORMEN, wie sie drüben sind, auch
auf unserer Seite. Der Kreisbildstellenleiter hat auf meine Bitte solche im
Lichtbild aufgenommen; ich werde sie veröffentlichen: Hof mit Scheune, Backhaus,
Spieker, Erdkeller. Ein solches altes Schulzengehöft beweist in seiner Sonderart
auf der Nordseite engste Verwandtschaft mit der Südseite - mehr als manches
andere.
4. Auch die sprachliche Gemeinschaft zeigt sich in diesem Küh-Bezirk noch in
mancherlei:
Abgestorben erscheint fries. 'HERS' = Roß für Pferd (Lütau, siehe Anm. 172,
Ende). Abgestorben erscheint auch 'METS' (as. METI, pl. METTAS Speise, METSIAN =
mit Nahrung versehen, GEMETTA = Tischgenoß) in den Ausdrücken: 'Büs all in Mätz
west?', 'Ik will in'n Mätz gahn'. Diese Wendungen besagen: 'Willst du mit
essen?' etwa bei einem Fest im Gasthaus. Man zieht sich dann zurück ins
Gastzimmer und ißt warm. Im folgenden nenne ich Ausdrücke, die hüben und drüben
gelten.
Gebräuchlicher, doch auch schon selten, sind: 'ööch' = leicht. 'Dei Tee is ööch
all' = es ist bald mit dem Tee zu Ende, wir müssen einkaufen. (Krüzen. 184)
Man sagt noch 'Trumpfenböhn' für den Boden oberhalb des Stubenendes, der durch
eine Treppe zugängig ist. (Juliusburg.) Man sagt 'Bassen' für 'Eber' (Wangelau),
und man sagt 'Wrietze' (< WIKER) für 'Ulme', die sonst meist 'Iber' (mit langem
'i') genannt wird. Hier gebraucht man überall den Artikel 'dann' für 'den' (<
as. THANA).
Das alles deutet auf engeres Band, auf verwandtschaftliche Beziehung zwischen
hüben und drüben in diesem Elbstrich.
Weiter müssen wir noch denken an jene drei Dörfer, die ursprünglich die
lauenburgische Flur ausmachten und über deren Heraufkunft und Verbleib man
nichts weiß. Sie können nicht aus dem Leeren gekommen und nicht ins Leeres
entschwunden sein. Wie war ihr Verhältnis zum Flußtal vor ihnen?
Wenn ich mit den vorstehenden Tatsachen versucht habe, die Möglichkeit der
Entstehung einer Spracheigentümlichkeit auf Grund der Sprechweise einer
friesischen Minderheit aufzuzeigen, so bilde ich mir nicht ein, die Frage gelöst
zu haben; doch haben die suchenden Augen einen Festpunkt zum Ruhen.
Eines bleibt gewiß, daß diese Frage nur im Rahmen des ganzen ehemaligen
Lauenburg zu lösen ist, indem man die verdienstvolle und segensvolle Aufgabe der
Herzöge, die Neulandgewinnung in der Elbmarsch und diese Marsch selbst ins Auge
faßt und sich den alten Urbezirk ganz vor Augen führt, SICH ENTFALTEND AUS DER
VOGTEI
_______________
184) ööch < as. ODI mit Wandel von D zu G, den ich sonst nur in
'Wägen' für 'Wäden' = Weidengebüsch höre, und den ich noch höre für as. 'STEDI'
afr. 'STIDE' in 'Hofftääch'. So heißt der Hofplatz in Basthorst, Möhnsen,
Kasseburg und Fuhlenhagen.
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ERTENEBURG, DEM ALTKIRCHSPIEL LÜTAU, DEM HERZOGLICHEN SCHLOSZ
IM LEWEN, Der STOLZEN LEWENBURG: Mittelpunkt eines zähen Kampfes gegen die
Fluten des noch ungebändigten Elbstroms. Ein Tropfen fremden, selbstverständlich
rassisch zugehörigen Blutes mußte hier in die Altsachsen eindringen, um ihnen
die große, auf lange Jahre vorauszubedenkende und zäh festzuhaltende Arbeit
schmackhaft zu machen. Und das südliche Lauenburg - man meint es sehen zu können
- hat in vieler Hinsicht bis auf den heutigen Tag eine regere Art gegenüber dem
Norden behalten.
Es bleibt nun nach der Erörterung des Nordens, des Westens, des Südens und der
Mitte noch übrig, den Rest anzusehen. Es ist das Amt Ratzeburg im wesentlichen,
das alte Polabien. Hier haben die Wenden ihre breiteste Siedlung gehabt, ihr
religiöses Heiligtum; hier haben sie gekämpft, gelitten, haben triumphiert in
wilder Rache und haben in schwerer Niederlage unterliegen und der höheren Kultur
weichen müssen. Umgekehrt ist es hier das heroische Schicksal der Siedler, zu
kämpfen, zu siegen, in schweren Katastrophen zu verbluten, neues deutsches Blut
nach sich zu ziehen, das dann wieder nach abermals schweren Tagen den Trost
seines Grafen empfing: "Grenzmänner müssen eine rauhe Ausdauer besitzen und ihr
Blut leicht dahingeben können!" "Schwert und Pflug" sind hier ein Symbol des
Daseins.
Man kann erwarten, daß hier noch weniger Slawen gelitten waren als anderswo; man
kann aber ebenso sehr erwarten, daß hier auf dem ältesten Kampfboden
verschiedenartige Siedlungszüge das Land nacheinander füllten und sich in den
Grenzen des alten Amtes zusammenzufinden hatten. Das große Kirchspiel St.
Georgsberg bildet in vielen Erscheinungen den Übergang nach Westen, und im Süden
gliedert sich das Adelige Gericht Gudow ab; bemerkenswert bleibt, daß das kleine
Heidekirchspiel Büchen zum Westen gehört. Die jüch-Linie umgeht dieses
Kirchspiel, schließt es nach Osten aus.
Im ganzen hat der Osten die Erscheinungen der allgemein-westfälischen Grundlage,
die Palatalisierung, keine besonderen Hebungen, keine Rundungen, ein flaches äu
(von der Grundlage eines ai aus) und folgt, besonders im Norden, nur langsam der
jüngeren mecklenburgischen Tonhebung.
Gut zeigt sich die Abgliederung des Ostens in den Wortkarten. Sehen wir die für
den 'Ebener' quer über der Zweispänner-Deichsel, der die beiden Schwengel trägt.
Der Westen sagt 'Tööch' (= Tau), der Westen hat 'Wach(t)' (= Wage), der Süden
sagt zumeist 'Schirr' (alt: Wacht), der äußerste Norden hat 'Wacht'. Der Strich
des Amtes Ratzeburg westlich des Ratzeburger Sees hat beide Bezeichnungen.
Merkwürdig ist, welche Dörfer Doppelbezeichnungen haben: die Sachsenwaldgruppen
um Dassendorf, dann Lütau, Sahms (alle drei Bezeichnungen), Möhnsen (alt: Waff),
Grambek und wieder Gudow. Der Bezirk Gudow zeigt öfter solche
Doppelbezeichnungen auf den Wortkarten, was auf verschiedene Besiedlung deutet.
Bewegung in dieser Wortkarte ist angedeutet durch Vordringen des Wortes 'Schirr'
gegenüber 'Wacht'. Auch die Karte 'nicht tragende Kuh' zeigt den Osten
gegliedert.
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Abgesehen von den Westfalen muß es sich hier bei der Siedlung
auch um Holsten gehandelt haben. Im viel umkämpften Ort Schmilau gibt es eine
Flur östlich des Dorfes: Osterrade. Es ist der einzige Flurname im ganzen Kreise
mit der Zusammensetzung Oster-. Die Scheu, die Himmelsrichtungen als Gegenden
der Götter mit Flurnamen zu verbinden, besaßen die Holsten als Altsachsen nicht.
Müssen nicht hier in Schmilau zu gemeinsamer Rodung sich Altsachsen und Holsten
zusammengefunden haben, um so ihr Feld zu benennen? Mit dieser Frage nach der
Art der Siedler schließen wir, andeutend, daß es noch viele Fragen in der
Siedlungsgeschichte unseres Kreises gibt.
*
So stellt sich unsere Landschaft dar. Westfalen und Holsten als
Vorkämpfer im Osten; Holsten bis an den Rand des jungdiluvialen, schweren Bodens
im Amt Steinhorst; abermals Westfalen geschlossen im Amt Steinhorst auf
slawischem Hintergrund; dann im Süden auf altsächsischer Grundlage ostfälische
Siedler, die alte Sadelbende füllend; eine friesische Siedlergruppe als
Stoßtrupp an der Elbe.
Reichtum des Ausdrucks, Fülle der Klänge, zähes Bewahren und doch lebendige
Entwicklung sind darum unserer Sprachlandschaft eigen.
Mir erscheint unsere Mundart jung. Möge sie lange blühen!
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Benutzte Literatur:
Als erste Bearbeitung unseres Gebiets nenne ich:
GUST. FRIEDR. MEYER, Das Plattdeutsche des Kreises Herzogt. Lauenburg.
(Schleswig-Holsteinische Heimat. Kiel.)
Weiter wurden benutzt:
KOLZ, Das Lautsystem der haupttonigen Silben des westmecklenburgischen Dialekts.
Diss. Rostock 1914.
JACOBS, Dialektgeographie Südwestmecklenburgs. TEUTHONISTA II,
III.
Niederdeutsche Sprache und Literatur von Prof. BORCHLING in Hamburg. Lübecker
Heimatbuch 1926.
Dialektgeographische Forschungen östlich der unteren Oder von PRIEWE und
TEUCHERT. TEUTHONISTA IV.
Der mecklenburgische Sprachraum von TEUCHERT. Vierter Jahresbericht d. Meckl.
Landes-Universitäts-Gesellschaft 1928.
TEUTHONISTA Zeitschrift für deutsche Dialektforschung. Halle. Jahrgang 1-7.
Mittelniederdeutsche Grammatik von A. LAASCH. Halle 1914.
Altsächsisches Elementarbuch von HOLTHAUSEN. Heidelberg 1921.
Altfriesisches Lesebuch von HEUSER. Heidelberg 1903.
Angelsächsisches Lesebuch mit Glossar von KLUGE. Halle 1915.
Altenglisches Etymologisches Wörterbuch von HOLTHAUSEN. Heidelberg 1934.
Mittelniederdeutsches Wörterbuch von Lübben.
Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch von MENSING. Kiel. 1. Aufl.
1927 ff.
Wörterbuch der Westfälischen Mundart von WOESTE. Leipzig 1882.
Lüneburger Heimatbuch von Otto und Theodor BENEKE. Bd. II. Bremen
1927.
DOHM, Holsteinische Ortsnamen. Zeitschrift d. Gesellschaft f. Schl.-Holst.
Geschichte. Bd. 38.
LAMMERT, Die älteste Geschichte des Landes Lauenburg. Lauenburgischer
Heimatverlag, Ratzeburg 1933.
BERNHÖFT, Das Prämonstratenser Domstift im Mittelalter. Lauenburgischer
Heimatverlag, Ratzeburg 1932.
REINSTORFF, Elbmarschkultur. Harburg 1929. Selbstverlag.
|